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EZB erhöht Zinsen um 25 Bp - signalisiert Ende Zinserhöhungen

Erscheinungsdatum Website: 14.09.2023 18:10:46
Erscheinungsdatum Publikation: 18.09.2023

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Leitzinsen angehoben und zugleich signalisiert, dass es unter Umständen keine weiteren Zinsschritte mehr geben wird. Wie die EZB mitteilte, steigt der ausschlaggebende Satz für Bankeinlagen bei der EZB um 25 Basispunkte auf 4,00 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten Ende vergangener Woche mit knapper Mehrheit prognostiziert, dass die EZB ihre Zinsen unverändert lassen würde. Am Mittwoch hatten sich die Markterwartungen jedoch zugunsten einer Zinserhöhung verändert. Der EZB-Rat bekräftigte seinen datenabhängigen Politikansatz und zudem seine Forward Guidance für die Ankaufprogramme APP und PEPP.

Im Geldpolitischen Statement heißt es: "Die Inflation geht weiter zurück, dürfte aber noch zu lange zu hoch bleiben. Der EZB-Rat ist entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Inflation rechtzeitig zu ihrem mittelfristigen Ziel von 2 Prozent zurückkehrt. Um die Fortschritte in Richtung dieses Ziels zu verstärken, hat der EZB-Rat heute beschlossen, die drei Leitzinsen der EZB um 25 Basispunkte anzuheben."

Zum weiteren geldpolitischen Kurs heißt es: "Auf der Grundlage seiner derzeitigen Einschätzung ist der EZB-Rat der Ansicht, dass die Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das, wenn es für einen ausreichend langen Zeitraum beibehalten wird, einen wesentlichen Beitrag zur rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zum Zielwert leisten wird."

Die künftigen Beschlüsse des EZB-Rats würden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie nötig auf einem hinreichend restriktiven Niveau gehalten würden. "Der EZB-Rat wird weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen, um die angemessene Höhe und Dauer der Restriktionen zu bestimmen." Insbesondere würden die Zinsentscheidungen auf der Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der eingehenden Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission beruhen.

EZB-Stab senkt Wachstumsprognosen und hebt Inflationsprognosen für 2023/2024

Der volkswirtschaftliche Stab der EZB präsentierte dem EZB-Rat deutlich niedrigere Wachstumsprognosen, sah die Inflation am Ende des Prognosehorizonts (2025) aber noch oberhalb des Ziels von 2 Prozent - bei 2,1 (bisher: 2,2) Prozent und die Kernteuerung bei 2,2 (2,3) Prozent. Für 2023 und 2024 wird ein Anstieg der Verbraucherpreise um 5,6 (5,4) und 3,2 (3,0) Prozent prognostiziert. Die Kerninflationsraten sehen die Experten bei 5,1 (5,1) und 2,9 (3,0) Prozent. Seine Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) änderte der EZB-Stab auf 0,7 (plus 0,9), plus 1,0 (plus 1,5) und plus 1,5 (plus 1,6) Prozent.

Folgende Entscheidungen traf der EZB-Rat im Einzelnen:

1. Leitzinsen steigen um 25 Basispunkte

Der Satz für Bankeinlagen bei der EZB erhöht sich ab 20,. September auf 4,00 (derzeit: 3,75) Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz auf 4,50 (4,25) Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz auf 4,75 (4,50) Prozent.

2. APP-Anleihebestände nehmen langsam ab

Die Tilgungsbeträge fällig werdende Anleihen, die unter dem APP-Programm gekauft wurden, werden nicht wieder angelegt. Dadurch sinken die APP-Anleihebestände langsam und berechenbar.

3. PEPP-Wiederanlage bis mindestens Ende 2024

Die Tilgungsbeträge von fällig gewordener Anleihen, die unter dem PEPP-Programm erworbenen wurden, werden bis mindestens Ende 2024 wieder angelegt. Dabei will der Rat flexibel vorgehen, um den Risiken für den geldpolitischen Transmissionsmechanismus entgegenzuwirken, die sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ergeben. Ein späterer Abbau soll so ablaufen, dass er nicht mit der angemessenen geldpolitischen Ausrichtung in Konflikt gerät.

4. Refinanzierungsgeschäfte

Der Rat will darauf achten, wie sich die Rückzahlung der langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) durch die Banken auf die geldpolitische Ausrichtung auswirkt.

5. Spread-Kontrolle steht bereit

Der Rat ist bereit, im Notfall und unter bestimmten Voraussetzungen gezielt Anleihen bestimmter Staaten zu kaufen, wenn deren Zinsen die Übertragung der Geldpolitik behindern. Dazu heißt es, es stehe das Transmissionsschutzinstrument (TPI) zur Verfügung, um "einer ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamik entgegenzuwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Transmission der Geldpolitik in allen Ländern des Euro-Währungsgebiets" darstelle.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird die Entscheidung in einer gegen 14.45 Uhr beginnenden Pressekonferenz erläutern.

DJG/hab/kla/18.09.2023

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