Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: 60% des Turbinen-Materials kommt aus China

Erscheinungsdatum Website: 14.09.2023 14:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 15.09.2023

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Debatte um Abhängigkeit der Energiewende / Von Georg Eble, E&M

FRANKFURT (NfA)--Der Fachverband Power Systems im deutschen Anlagenbauer-Verband VDMA hat in der Debatte über innereuropäische Wertschöpfungsketten Zahlen zur Rolle Chinas in der europäischen Windkraft präsentiert. Geschäftsführer Dennis Rendschmidt gab am 12. September vor der Presse dem Standortleiter des Windturbinen-Herstellers GE in Salzbergen, Dimitri Schneider, das Wort, der schätzte, dass im europäischen Durchschnitt circa 60% des Materials von Windturbinen direkt oder indirekt aus China kommen.

Dies betreffe, so Schneider, Rohstoffe, Stahl sowie Guss- und Schmiedeteile. Der Ukraine-Krieg habe viele russische und ukrainische Firmen mit Guss- und Schmiedekenntnissen aus Deutschland abgezogen, die nicht ersetzt werden könnten. Es gebe zwar auch hierzulande Gießereien, aber nur wenige könnten die für Windenergieanlagen nötigen Abmessungen liefern.

Mittlerweile rüsteten chinesische Windturbinen-Hersteller auch die Parks in Europa aus. Die installierte Leistung auf dem Kontinent mit chinesischen Windrädern belaufe sich auf 2.800 MW. Die Windparks befänden sich in Italien, allen voran Goldwind mit dem 40-MW-Offshore-Windpark ?Taranto?, Rumänien und Serbien. Umgekehrt sei der chinesische Markt für europäische Hersteller abgeschottet.

Rendschmidt nannte den Wettbewerb mit der Volksrepublik unfair und machte dies an den niedrigeren Produktionsstandards und an der Subventionspolitik des Landes fest. Er wiederholte seinen Appell, nur noch präqualifizierte Hersteller an europäischen Erneuerbaren-Ausschreibungen teilnehmen zu lassen.

Ähnlich dem Lieferkettengesetz, hinter dem der VDMA Power Systems im Grundsatz, wenn auch nicht in jedem Detail stehe, sollen Hersteller bei Ausschreibungen nach den Vorstellungen Rendschmidts nachweisen, dass sie und ihre gesamte Lieferkette europäische Umwelt- und Arbeitsstandards einhalten. ?Es kann doch nicht egal sein, wie Energiewende-Produkte hergestellt werden!?, kommentierte er.

Dimitri Schneider von GE Renewable Energy beteuerte, dass sein Werk in Salzbergen nur Zulieferer akzeptiere, die solche Standards einhalten. Daher würde sich zumindest die Produktion von GE im Falle einer verpflichtenden Lieferketten-Regulierung nicht verteuern, meinte er. Zu anderen Herstellern wollte Schneider nichts sagen.

An anderer Stelle sagte Rendschmidt, europäische Windparks sollten mit europäischen Windenergieanlagen errichtet werden. Dafür sprächen ?geostrategische, im Zweifel sicherheitspolitische? Gesichtspunkte.

Dass chinesische Hersteller theoretisch dereinst selbst in Europa produzieren, wäre auch nicht unweigerlich eine Lösung des Problems, meinte Rendschmidt. Man müsse schauen, ob sich dann nicht die Subventionierung auf den Export von Arbeitskräften verlagere. Derzeit verhandelt das Wirtschaftsministerium unter anderem mit dem VDMA über Staatsbürgschaften für die deutsche Windindustrie.

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