Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Europa: Vorsprung bei grünem Wasserstoff an die Vereinigte Staaten verloren

Erscheinungsdatum Website: 24.03.2023 15:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 27.03.2023

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Subventionen nur schwer abrufbar / Von Carol Ryan

LONDON (Dow Jones)--Die Begeisterung für grünen Wasserstoff ist in Energiekreisen groß. Europa hatte anfangs die Nase vorn, aber jetzt leisten die USA beste Arbeit, um die neue Industrie in Schwung zu bringen. EU-Offizielle in Brüssel kündigten vor kurzem Pläne zur Gründung einer neuen Europäischen Wasserstoffbank an - als Teil ihrer Antwort auf die 369 Mrd US-Dollar Finanzmittel für saubere Energie, die im Inflation Reduction Act (IRA) der USA enthalten sind.

Die Bank, deren Start für Ende des Jahres geplant ist, soll das Angebot an erneuerbarem Wasserstoff durch ein Auktionsverfahren ankurbeln, das Käufer und Verkäufer miteinander verbindet. Und es ist so konzipiert, dass es die höheren Kosten für die Herstellung des kohlenstofffreien Gases im Vergleich zu Alternativen aus fossilen Brennstoffen subventioniert.

Der so genannte grüne Wasserstoff wird mit Hilfe eines Elektrolyseurs hergestellt, der Wasser mit Hilfe von erneuerbarem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff spaltet. Der meiste Wasserstoff wird heute aus Erdgas gewonnen und gilt als "grau".

Europäische Politiker befürchten, dass die großzügigen Subventionen für grüne Energietechnologien in Washingtons Klimagesetz Investitionen in die USA locken. Sowohl die EU als auch die Vereinigten Staaten hoffen, dass kohlenstoffarmer Wasserstoff dazu beitragen kann, Industrien wie die Stahlherstellung und die Schifffahrt zu dekarbonisieren. Ein Ausbau der heimischen Produktion würde auch Europa helfen, seine Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu verringern.

Für die Unternehmen ist es jedoch steiniger, herauszufinden, welche Unterstützung in Europa verfügbar ist. "Der wahre Charme des IRA liegt in seiner Einfachheit. Es ist dagegen sehr schwierig, den Gesamtbetrag der in Europa verfügbaren Gelder zu ermitteln", klagt Leif Christian Kröger, Manager beim Elektrolyseurhersteller thyssenkrupp Nucera.

Zwar gibt es Subventionen, aber das Geld liegt überall verstreut. Im vergangenen September wurden Mittel in Höhe von bis zu 5,2 Mrd Euro für Wasserstoffprojekte bewilligt. Und fast 270 Mrd Euro ungenutzte EU-Gelder für die Konjunkturbelebung im Rahmen von Corona können nun ebenfalls für Projekte bei sauberen Energien verwendet werden. Für Unternehmen, die Infrastrukturen wie Wasserstofftankstellen aufbauen, stehen Zuschüsse in Höhe von 1,5 Mrd Euro zur Verfügung. Ganz zu schweigen von der Unterstützung, die von den 27 nationalen Regierungen der Europäischen Union gewährt wird.

Eine wichtige Aufgabe der neuen Wasserstoffbank wird es sein, Informationen über Fördermittel aus der gesamten EU an einem einzigen Ort zu sammeln. Wenn es gelingt, eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen, müssen sich die Unternehmen nicht mehr so sehr mit der Materie auseinandersetzen.

In den USA ist es einfacher, die Subventionen zu verstehen. Der IRA bietet eine Steuergutschrift für die Produktion von sauberem Wasserstoff von bis zu 3 Dollar pro Kilo, je nach Kohlenstoffintensität. Dies bedeutet, dass grüner Wasserstoff nach Schätzungen der Bank of America bis etwa 2025 mit grauem Wasserstoff wettbewerbsfähig sein könnte. Ohne Subventionen wäre dies in der EU fünf Jahre später der Fall.

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