Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deutschland fällt im Wettbewerb um Top-Talente zurück

Erscheinungsdatum Website: 09.03.2023 19:10:03
Erscheinungsdatum Publikation: 10.03.2023

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BERLIN (Dow Jones)--Deutschland fällt im internationalen Wettbewerb um Top-Talente weiter zurück. Das Land gehört einer neuen Studie zufolge nicht zu den zehn OECD-Staaten mit den attraktivsten Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Fachkräfte, Unternehmer und Start-up-Gründer aus dem Ausland. Anders sieht es allerdings bei ausländischen Studierenden aus. Diese fänden in Deutschland im internationalen Vergleich beste Möglichkeiten, so das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung.

Laut der Studie ist Deutschland bei hochqualifizierten Fachkräften aus dem Ausland in den vergangenen drei Jahren in der Beliebtheit vom 12. Platz 2019 auf den 15. Platz zurückgefallen. Die Bedingungen in Deutschland hätten sich nicht verschlechtert, aber andere Länder hätten stark aufgeholt. Demnach sind die OECD-Staaten Neuseeland, Schweden, Schweiz, Australien und Norwegen am attraktivsten.

"Deutschland ist mittlerweile ein offenes und attraktives Land für qualifizierte Einwanderung", sagte Ulrich Kober, Migrations-Experte der Bertelsmann Stiftung. "Aber bei Visaerteilung, Digitalisierung, Einbürgerung oder im Umgang mit Vielfalt besteht Handlungsbedarf, wie der vergleichsweise geringe Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten und die Zurückhaltung der Unternehmen bei der Anwerbung im Ausland zeigen."

Die neue Studie analysiert für alle 38 OECD-Länder die Rahmenbedingungen, die für qualifizierte Migranten attraktiv sind, und vergleicht diese mit einer vorherigen Studie von 2019. Demnach werden sieben Aspekte in Betracht gezogen: Qualität der beruflichen Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, das Kompetenzumfeld sowie Diversität und Lebensqualität. Mögliche Hürden bei der Visaerteilung werden auch berücksichtigt.

Nachbesserungsbedarf bei Besetzung und Einbürgerung

Verbesserungsbedarf sieht die Studie in Deutschland bei den Chancen ausländischer Akademiker, hochqualifizierte Jobs entsprechend ihrer Kompetenzprofile zu bekommen. Auch müsse Deutschland bei der zögerlichen Einbürgerungspraxis und bei der schleppenden Digitalisierung nachlegen.

Bei der Attraktivität für Unternehmer ist Deutschland im internationalen Vergleich weiter zurückgefallen. Es landete nur noch auf dem 13. Platz gegenüber dem 6. Platz im Jahr 2019. Schweden, die Schweiz, Kanada, Norwegen und Neuseeland lagen an der Spitze.

Auch hier spiele die schleppende Digitalisierung eine Rolle. Außerdem fordere Deutschland anders als besser platzierte Länder weiter ein Mindestkapital. Negativ zu Buche schlage auch, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von Migranten in Deutschland geringer ausgeprägt ist, so das Ergebnis der Studie.

Bei Startup-Gründern nur auf 12. Rang

Erstmal wurden in der Studie auch die Rahmenbedingungen für Startup-Gründer untersucht. Die attraktivsten Länder sind demnach Kanada, USA, Frankreich, Großbritannien und Irland. Deutschland belegte hier nur den 12. Platz. So gebe es in Deutschland geringere berufliche Chancen, vergleichsweise wenige Erfinderinnen und fehlende maßgeschneiderte Visa, um unternehmerische Top-Talente für ein durchaus attraktives Startup-Ökosystem zu gewinnen, so die Studie.

Besonders attraktiv ist Deutschland hingegen für internationale Studierende. Nur in den USA sind die Bedingungen noch besser als in Deutschland. 2019 lag Deutschland in dieser Kategorie auf dem dritten Platz. Die Bundesrepublik kann laut der Untersuchung mit exzellenten Universitäten, geringeren Kosten für das Studium und guten Arbeits- und Bleibemöglichkeiten während und nach dem Studium punkten.

DJG/aat/sha

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