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EZB/Schnabel nennt drei Gründe für "quantitative Straffung"

Erscheinungsdatum Website: 03.03.2023 17:05:31
Erscheinungsdatum Publikation: 06.03.2023

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach den Worten von EZB-Direktorin Isabel Schnabel drei Hauptgründe dafür, die von ihr in den vergangenen acht Jahren gekauften Anleihen wieder loszuwerden. In einer Rede für die Geldmarktkontaktgruppe führte Schnabel eine rigidere geldpolitischen Ausrichtung erst als letzten Grund für die "quantitativen Straffung (QT) auf. Folgende Gründe nannte die EZB-Direktorin:

1. Wiedergewinnung von geldpolitischem Spielraum

Schnabel zufolge will die EZB "wertvollen geldpolitischen Spielraum" in einem Umfeld zurückgewinnen, in dem sie zur Steuerung der kurzfristigen Marktzinsen keine so hohe Überliquidität benötigt, wie sie gegenwärtig besteht. "Dies bedeutet, dass der derzeitige Umfang unserer Bilanz größer ist als für die wirksame Umsetzung unseres geldpolitischen Kurses erforderlich", sagte Schnabel. Wie viel Liquidität die EZB tatsächlich abbauen will, hängt von der Wahl des geldpolitischen Regimes ab, über das bis Jahresende entschieden werden soll.

2. Verringerung der negativen Nebenwirkungen hoher Anleihebestände

Die EZB-Direktorin verweist auf Preisverzerrungen, die die Finanzstabilität gefährden könnten, eine Vergrößerung der Vermögensungleichheit sowie den Vorwurf finanzieller oder fiskalischer Dominanz, der die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik beschädigen könnte. Außerdem setze sich die Zentralbank erhöhten Kredit- und Durationsrisiken aus und beeinträchtige nicht zuletzt die Wirksamkeit ihrer Geldpolitik, indem sie Staatsanleihen verknappe, die sich deshalb einer Knappheitsprämie erfreuten und das Zinsniveau bremsten.

Schnabel zufolge handelte rund die Hälfte des von deutschen Bundesanleihen hinterlegten Repogeschäfte zeitweise um 40 Basispunkte unterhalb des allgemeinen Sicherheitensatzes.

3. Straffung der Geldpolitik

Laut Schnabel geht von dem sehr großen Anleihebestand der EZB weiterhin eine sehr akkommodierende Wirkung aus, die dem Erreichen des Inflationsziels zuwiderlaufen könnte. Dabei werden sich durch QT nach ihrer Einschätzung einige Effekte der quantitativen Lockerung (QE) umkehren. So würden wahrscheinlich die Risikoprämien wieder steigen. Einen weiteren zinssteigernden Effekt erwartet die EZB-Direktorin dadurch, dass Investoren nicht mehr im gleichen Maße bereit sein werden, riskantere Wertpapiere zu halten.

DJG/hab/jhe/06.03.2023

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