Märkte der Welt

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Neuer BoJ-Chefwird wohl manches ändern...

Erscheinungsdatum Website: 15.02.2023 14:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 16.02.2023

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... aber nicht sofort / Von Jacky Wong

TOKIO (Dow Jones)--Der neue Chef der japanischen Zentralbank Kazuo Ueda wird möglicherweise einen anderen geldpolitischen Weg gehen als den der ?Renditekurvensteuerung?. Diese hatten die Währungshüter unter seinem Vorgänger eingeschlagen. Doch in Japan vollzieht sich ein Wandel oft langsam. Die Anleger sollten nicht von heute auf morgen einen radikalen Wandel in der Geldpolitik des Landes erwarten.

Auf jeden Fall nominierte die japanische Regierung jetzt offiziell Ueda als nächsten Gouverneur der Zentralbank und bestätigte damit Medienberichte von Ende der Vorwoche. Der derzeitige BoJ-Chef Haruhiko Kuroda, der ein Programm aggressiver und unorthodoxer geldpolitischer Lockerungen leitete, wird seine zehnjährige Amtszeit im April beenden.

Die Ernennung von Ueda - einem Wirtschaftswissenschaftler, der von 1998 bis 2005 im Vorstand der Bank of Japan saß - kam wie aus heiterem Himmel. Und sie ließ die Anleger nach Hinweisen darauf suchen, wohin sich die Geldpolitik unter seiner Ägide entwickeln wird.

Er lässt sich nur schwer in die Kategorie ?Falke? oder ?Taube? stecken. Der Yen legte aber schon einmal gegenüber dem Dollar sprunghaft zu, als die Nachricht von seiner Ernennung durchsickerte, ist aber seitdem wieder zurückgefallen.

Eine schnelle Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik Japans - einschließlich der Negativzinsen - scheint unwahrscheinlich. In einem Meinungsbeitrag im Nikkei vom Juli vergangenen Jahres sprach sich Ueda gegen eine zu frühe Anhebung der Zinssätze aus, da dies der Wirtschaft schaden und das langfristige Ziel, Japan aus der Deflation zu führen, untergraben würde. Er verwies auf zwei Beispiele für einen solchen Fehler in den Jahren 2000 und 2006.

Die schwächer als erwartet ausgefallenen Wirtschaftszahlen für das vierte Quartal, die gerade veröffentlicht wurden, insbesondere die Investitionsdaten, sind ein weiteres Argument gegen eine verfrühte Straffung.

In seinem Artikel schrieb Ueda damals, dass die Inflation vorübergehend sei und von externen Faktoren wie hohen Energiepreisen angetrieben werde. Die Inflationsdaten der kommenden Monate werden zeigen, ob er Recht behält. Japans Inflation, ohne frische Lebensmittel, erreichte im Dezember 4% und rangierte damit weit über dem Ziel der BoJ von 2%.

Anders könnte es bei der Politik der Notenbank zur Steuerung der Renditekurve sein, die die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in einem engen Bereich um 0% hält. In demselben Artikel argumentiert Ueda, dass diese Politik nicht für eine Feinabstimmung geeignet und anfällig für Angriffe von Spekulanten sei, und genau das passiere derzeit.

Die Zentralbank hat die effektive Obergrenze für zehnjährige Anleiherenditen im Dezember von 0,25% auf 0,5% angehoben, um zu versuchen, den künstlichen Knick in der Zinskurve zu beheben. Diese Entscheidung selbst signalisiert die Möglichkeit weiterer Anpassungen, was Spekulanten dazu veranlasst hat, die Anleiherenditen über alle Laufzeiten hinweg nach oben zu treiben.

Dies wiederum zwang die BoJ, im Januar Anleihenkäufe in Rekordhöhe zu tätigen, und zwar nicht nur für zehnjährige, sondern auch für andere Laufzeiten, was die Funktionsweise des Marktes weiter verzerrte.

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