Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: LNG wird 2023 weniger stark abheben als im Vorjahr

Erscheinungsdatum Website: 20.01.2023 16:25:30
Erscheinungsdatum Publikation: 23.01.2023

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China besitzt klare Alternativen zum teuren Flüssigerdgas / Von Megha Mandavia

MUMBAI (Dow Jones)--Das vergangene Jahr war das Jahr des Flüssigerdgases (LNG). Die Entscheidung Russlands, die Gaslieferungen über Pipelines nach Europa zu drosseln, ließ die Preise in die Höhe schnellen und drohte, Europa in eine Rezession zu stürzen. Der panikartige Preisanstieg von 2022 wird sich in diesem Jahr wahrscheinlich aber nicht wiederholen.

Dennoch wäre es unklug, auf niedrigere Preise zu setzen. Die LNG-Preise sind nach einem viel milderen Winter als erwartet in Europa gesunken. Und die asiatischen LNG-Spotpreise rauschten gegenüber den im August vergangenen Jahres erreichten Höchstständen um fast 67% nach unten. Nach Angaben von Refinitiv liegen sie derzeit bei etwa 23 US-Dollar pro Million British Thermal Units (MMBtu), was einem Rückgang von etwa 32% seit Anfang Dezember entspricht, obwohl sie immer noch mehr als doppelt so hoch sind wie Mitte 2021.

Der Preis für den Brennstoff wird sich jedoch wahrscheinlich nicht weiter abschwächen. So dürften sich die Probleme Europas bei der Umstellung auf saubere Energien und die Kompensation der russischen Lieferausfälle über mehrere Jahre hinziehen. Und die Wiedereröffnung Chinas bedeutet, dass auch die asiatische Nachfrage stark bleiben sollte, selbst wenn der Welthandel schwächer wird.

Im Jahr 2022 dürften LNG-Importe laut S&P Global 39% der Gesamt-Gaseinfuhren der EU und Großbritanniens ausgemacht haben - im Vergleich zu nur 23% im Jahr 2021. Während die Speicher in Nordwesteuropa aktuell zu 82% gefüllt sind, was auf eine komfortable Lagerhaltung über den Winter hindeutet, müssen die Speicher im späten Frühjahr wieder aufgefüllt werden. Und das ist genau der Zeitpunkt, zu dem Chinas Aufschwung richtig in Gang kommen könnte.

Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass der EU im Jahr 2023 ein Defizit von 27 Mrd cbm droht, wenn die Gaslieferungen aus Russland ausbleiben und Chinas LNG-Nachfrage wieder auf das Niveau von 2021 ansteigt. Das Forschungs- und Beratungsunternehmen Wood Mackenzie erwartet, dass die europäischen Preise dieses Jahr zwar niedriger ausfallen als 2022, aber immer noch bei mehr als 25 Dollar pro MMBtu liegen. Die Wiedereröffnung der Volksrepublik wird zwar die LNG-Nachfrage ankurbeln, aber wahrscheinlich nicht der entscheidende Faktor für die Preise im Jahr 2023 sein. Erdgas machte 2021 nur 8,9% der gesamten chinesischen Energienachfrage aus. Und das Reich der Mitte hat mit seiner massiven Kohlekraftkapazität und den immer noch funktionierenden russischen und zentralasiatischen Gaspipelines einige klare Alternativen zum teuren LNG. Nach Angaben des Datenanbieters CEIC waren Chinas Erdgasimporte über Pipelines im vergangenen Jahr um 33% höher als 2020, während die LNG-Einfuhren um 5% in die Knie gingen.

Das derzeitige politische Umfeld Chinas, das auf die Förderung von Wachstum und Energiesicherheit ausgerichtet ist, ist auch nicht unbedingt förderlich für einen massiven Anstieg der LNG-Importe.

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