Märkte der Welt

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EU-Taxonomie: Erst jedes fünfte Unternehmen nutzt Standardprozesse

Erscheinungsdatum Website: 23.11.2022 15:03:52
Erscheinungsdatum Publikation: 24.11.2022

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Aufwand für Großbanken besonders umfangreich

DÜSSELDORF (NfA)--Seit Anfang 2022 müssen zur nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtete Unternehmen erstmals auch Angaben zur sogenannten EU-Taxonomie machen, also "grüne" Kennzahlen veröffentlichen. Dazu zählen "grüne" Umsätze sowie Investitions- und Betriebsausgaben. Außerdem werden diese Kennzahlen ab 2024 voraussichtlich nicht nur berichts-, sondern auch prüfungspflichtig - und es werden weitere Berichtsthemen hinzukommen. Unternehmen müssen also davon ausgehen, dass der Aufwand für die Berichterstattung gemäß der EU-Taxonomie weiter steigen wird.

PwC Deutschland hat dazu insgesamt 170 Unternehmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden sowie neun Großbanken aus acht europäischen Ländern befragt, wie die Unternehmen die Implementierung der Taxonomie gemeistert haben. Denn auch für die Banken gewinnt die nichtfinanzielle Berichterstattung an Relevanz: Sie haben eine wichtige Funktion, um den "Green Deal" der Europäischen Union umzusetzen und müssen unter anderem die "Green Asset Ratio" angeben, also den Anteil "grüner" Kredite beziehungsweise Investments in ihrem Portfolio.

Ein zentrales Ergebnis: Knapp die Hälfte der Unternehmen (48%) hat bereits mit der Konformitätsberichterstattung zur EU-Taxonomie begonnen. Nadja "Das ist ein guter Wert, wenn man bedenkt, wie viel Aufwand mit der Umsetzung verbunden ist. Diesen schätzen nur 13% der taxonomieerfahrenen Unternehmen als gering ein, 54% halten ihn für mittelgroß", erklärte Nadja Picard, Global Reporting Leader bei PwC Deutschland. 46% gehen außerdem davon aus, dass sie für die Berichterstattung zusätzliches Personal einsetzen müssen. Und 6 von 10 Befragten mussten bereits auf externe Unterstützung zurückgreifen, um ihren Berichtspflichten nachzukommen.

Für automatisierte Prozesse sind dezidierte Nachhaltigkeitsreporting-Tools essenziell. Solche nutzt allerdings erst etwa jedes dritte Unternehmen (31%) - und spezielle Tools für die Berichterstattung zur EU-Taxonomie nutzen sogar nur 9%. Immerhin: 41% der befragten Unternehmen wollen künftig spezielle Tools einsetzen. Derzeit nutzen knapp drei Viertel der befragten Unternehmen Excel für die Taxonomie-Berichterstattung, etwa jeder vierte Konzern setzt auf Word und rund jeder fünfte nutzt E-Mails.

Der Umsetzungsaufwand für die Taxonomie ist für Banken noch einmal deutlich größer als für Unternehmen, weil sie die Klassifizierung auf Ebene der Konzerne und auf Ebene der Einzelgeschäfte vornehmen müssen - und dies für sehr viele Fälle. Die intensive Befragung von neun europäischen Großbanken ergab, dass insbesondere die Ergebniskonsistenz vielfach herausfordernd ist: Insbesondere bei der Einwertung zur ab 2023 verpflichtenden Taxonomiekonformität kämen unterschiedliche Sachbearbeiter/Innen ohne prozessgesteuerte Tools möglicherweise häufig zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Hinzu kommt, dass die Prozesse von Banken zur Kreditvergabe derzeit auf die Unternehmensebene abgestellt sind - und nicht auf die Ebene der wirtschaftlichen Tätigkeiten, wie es die EU-Taxonomie vorsieht. Banken müssen daher Prozesse und IT-Systeme umstellen, was einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand verursacht.

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