Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.
OECD: Weltwirtschaft wächst 2024 um 2,7% - Inflationsbekämpfung prioritär
Erscheinungsdatum Website: 22.11.2022 18:40:01
Erscheinungsdatum Publikation: 23.11.2022
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft 2023 von 2,2 Prozent bestätigt und rechnet für 2024 mit einem Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,7 Prozent. In ihrem aktuellen Wirtschaftsausblick schreibt die OECD, dass die Bekämpfung der Inflation Priorität haben müsse und dass die Zentralbanken in Ländern mit hohem und breit angelegtem Preisdruck ihre Geldpolitik straffen müssten. Wachstumsmotor werden laut OECD die asiatischen Länder sein. Die deutsche BIP-Prognose für 2023 hob die OECD leicht an. "Die Weltwirtschaft leidet unter der größten Energiekrise seit den 1970er Jahren", konstatiert die Organisation.
Höhere Inflation und geringeres Wachstum sind laut OECD der Preis, den die Weltwirtschaft für Russlands Krieg gegen die Ukraine zahlt. Obwohl die Preise aufgrund der raschen Erholung von der Pandemie und der damit verbundenen Lieferkettenengpässe bereits zuvor gestiegen seien, habe die Inflation erst nach Russlands Überfall auf die Ukraine stark an Tempo gewonnen. "Als Folge des unerwarteten Preisanstiegs sinken die Reallöhne in vielen Ländern, was die Kaufkraft schmälert und die Menschen weltweit trifft", schreibt die OECD. Wenn die Inflation nicht eingedämmt werde, würden diese Probleme nur noch schlimmer werden. "Daher muss die Inflationsbekämpfung jetzt unsere oberste politische Priorität sein."
Die Zinserhöhungen der Zentralbanken machen sich laut OECD bereits bezahlt. So habe die brasilianische Zentralbank schnell gehandelt und die Inflation sei in den vergangenen Monaten gesunken. "In den USA scheinen die jüngsten Daten ebenfalls auf gewisse Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung hinzudeuten. Dennoch sollte die Geldpolitik in den Ländern, in denen die Inflation nach wie vor hoch und breit angelegt ist, weiter gestrafft werden."
OECD sieht Haupt-Refi-Zins der EZB im 2. Quartal bei 4,25 Prozent
Dass gilt aus Sicht der OECD beispielsweise für die Europäische Zentralbank (EZB). Die OECD unterstellt in ihren Prognosen eine Anhebung des Haupt-Refi-Satzes von derzeit 2,00 auf 4,25 Prozent im zweiten Quartal 2023. Dies sei notwendig, um dafür zu sorgen, dass "zukunftsgerichtete Messgrößen für die Realzinsen positiv werden, die Entankerung der Inflationserwartungen rückgängig gemacht und der Inflationsdruck nachhaltig verringert wird", wie es in dem Bericht heißt. Ein solcher Prozess würde wahrscheinlich mit einer Phase von unter dem Trend liegenden Wachstum und niedrigerer Ressourcenauslastung einhergehen.
Die Wirtschaft des Euroraums wird laut den Prognosen der OECD 2022 bis 2024 um 3,3, 0,5 und 1,4 Prozent wachsen, wobei für das vierte Quartal 2022 ein BIP-Rückgang erwartet wird. Die OECD geht davon aus, dass der Konsum auch 2023 und 2024 steigen und die Sparquote in Prozent der verfügbaren Einkommen von 7,4 Prozent 2022 auf 7,2 in den beiden Folgejahren fallen wird. Auch für Staatsausgaben und Bruttoinvestitionen werden durchgängig positive Veränderungsraten unterstellt.
Deutsche BIP-Prognosen leicht angehoben - Rezession 2023
Die BIP-Prognosen für Deutschland für 2022 und 2023 wurden auf plus 1,8 (September: plus 1,2) und minus 0,3 (minus 0,7) Prozent angehoben. Für 2024 werden 1,5 Prozent Wachstum erwartet. Laut OECD werden in Deutschland im kommenden Jahr sowohl Privat- als auch Staatskonsum, Binnennachfrage und Nettoexporte sinken. Für die Sparquote wird ein Rückgang von 9,3 im laufenden auf 9,0 Prozent im kommenden Jahr angenommen und für 2024 ein Anstieg auf 10,6 Prozent.
"Es ist von entscheidender Bedeutung, dass energiepolitische Fördermaßnahmen starke Anreize für Gaseinsparungen schaffen und auf sozial schwache Haushalte ausgerichtet sind", rät die OECD. Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen sollten auf Liquiditätsprobleme konzentriert werden und den notwendigen Strukturwandel nicht behindern.
Frankreichs aktuelle Wachstumsprognosen werden mit 1,6 (2,6), 0,6 (0,6) und 1,2 Prozent angegeben und Italiens mit 3,7 (3,4), 0,2 (0,4) und 1,0 Prozent. Die US-Wirtschaft wird laut den OECD-Prognosen um 1,8 (1,5), 0,5 (0,5) und 1,0 Prozent wachsen. Die Organisation unterstellt, dass der Leitzins der Federal Reserve von derzeit 3,75 bis 4,00 auf 5,00 bis 5,25 Prozent Anfang 2023 steigen wird. Für China werden Wachstumsraten von 3,3 (3,2), 4,6 (4,7) und 4,1 Prozent prognostiziert.
DJG/hab/kla