Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Rennen um grüne Alltagsprodukte hat begonnen
Erscheinungsdatum Website: 21.11.2022 15:25:01
Erscheinungsdatum Publikation: 22.11.2022
Emissionsfreie Rohmaterialien dürften enormen Auftrieb erfahren
NEW YORK (NfA)--Grüne Alltagsprodukte können schon heute einen wichtigen Beitrag leisten, um klimaneutral zu werden und die Umwelt besser zu schützen. Um Alltagsprodukte grün zu machen, müssten die Treibhausgasemissionen in diesen Produkten stark reduziert werden. Dies ist technisch heute schon machbar - aber nicht für alle Produkte und alle Unternehmen gleichzeitig. Unternehmen, die es schaffen, die langen und komplexen Wertschöpfungsketten, die hinter diesen Produkten stehen, entsprechend umzubauen, werden als Gewinner dieser Transformation hervorgehen. Für die Endkunden könnten die Kosten für grüne Alltagsprodukte in einem optimalen Szenario theoretisch nur um rund 5 bis 10% in den nächsten Jahren steigen. Dies geht aus der Analyse der Unternehmensberatung McKinsey & Company hervor, die "Presseportal" veröffentlicht hat.
Ein weiteres Studienergebnis: Der Zugang zu emissionsfreien Rohmaterialien für Alltagsprodukte kann zu einem Nadelöhr werden, weil deren Verfügbarkeit insbesondere bis zum Jahr 2030 kaum mit der Nachfragesteigerung Schritt halten kann - wenn man für die Nachfragesteigerung die europäischen Regierungs- und Unternehmensziele für die Treibhausgasreduktion zugrunde legt. Während das verbindliche EU-Ziel für erneuerbare Energien im Jahr 2030 bei 40% liegt (derzeit sind es 20 bis 25%), decken zum Beispiel biobasierte Rohstoffe derzeit weniger als 0,1% des weltweiten Rohstoffbedarfs für die petrochemische Industrie und werden bis 2030 wahrscheinlich nicht mehr als 5% erreichen. Weskamp: "Dies ist insgesamt zu wenig, damit jedes Unternehmen seine formulierten Ziele erreichen kann. Und falls überhaupt verfügbar, werden sich mit dieser Lücke zwischen Angebot und Nachfrage naturgemäß die Preise für diese Materialien signifikant erhöhen - Preise, die sich heute, von Ausnahmen abgesehen, oft noch sehr stark an den Preisen der konventionell hergestellten "nicht-grünen" Rohmaterialien orientieren." Insbesondere bei sehr ambitionierten Treibhausgaszielen für das Jahr 2030 heißt das, sich die grünen Rohmaterialien und Prozessketten besser frühzeitig zu sichern. "Neue Technologien, die für eine völlig andere Kostenbasis sorgen werden, sind skalierbar erst für die nächste Dekade in Sicht", so Weskamp.
Da Produkte der chemischen Industrie zwei Drittel aller Substanzen ausmachen, die in Alltagserzeugnissen - von Drogerieprodukten über Spielzeuge bis hin zu Schuhen - Verwendung finden, wird die Chemieindustrie als zentraler Akteur und Impulsgeber für die Neugestaltung der Wertschöpfungsketten fungieren müssen. In Europa kann die Industrie dafür mit Investitionen von mehr als 200 Mrd Euro für den Umbau rechnen. Das ist umgerechnet rund viermal der Jahresgewinn aller Chemieunternehmen in Europa. "Diese Investitionen werden sich unzweifelhaft für diejenigen Chemiefirmen lohnen, denen es am besten gelingt, zu erkennen, wo für Markenartikler, Retailer und Automobilhersteller der Wert von grünen Produkten besonders hoch ist. Sie können dann dafür gezielt ein Angebot entsprechender grüner Materialien zur Verfügung stellen", so Weskamp.