Märkte der Welt

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Chinas Exportmaschinerie stottert

Erscheinungsdatum Website: 05.10.2022 16:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 06.10.2022

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BEIJING (Dow Jones)--Chinas Exportmotor verliert an Fahrt. Das ist sowohl für die Wirtschaft als auch für die Währung der Volksrepublik eine schlechte Nachricht. Die aktuell veröffentlichten chinesischen Einkaufsmanagerindizes (PMI) für September fielen durchwachsen aus. Der Index für das verarbeitende Gewerbe legte unerwartet auf 50,1 Zähler zu und lag damit zum ersten Mal seit Juni wieder über der 50-Punkte-Marke, die Expansion und Kontraktion voneinander trennt.

Derweil fiel der Index für den Dienstleistungssektor jedoch zum ersten Mal seit Mai, als der rigide Lockdown Shanghais seinen Höhepunkt erreichte, wieder in die Kontraktion. Auch der von Caixin ermittelte PMI für das verarbeitende Gewerbe, der sich mehr auf private und exportorientierte Unternehmen konzentriert, schwächte sich weiter ab. Und was aus Sicht Beijings vielleicht am meisten Anlass zur Sorge gibt: Sowohl der offizielle als auch der Caixin-Index für das verarbeitende Gewerbe weisen auf eine Verschärfung des Rückgangs bei neuen Exportaufträgen hin.

Die Schwäche des Dienstleistungssektors ist unerwünscht, kommt aber nicht unerwartet. Sie ist zum großen Teil den Lockdowns zur Bekämpfung des Omikron-Ausbruchs im Spätsommer geschuldet. Nach dem Parteitag der Kommunistischen Partei in Beijing Mitte Oktober dürften die Behörden ihren Zugriff etwas lockern, obwohl kälteres Wetter auch eine neue Runde von Infektionen bringen könnte.

Besorgniserregender ist die Schwäche der Exporte, denn dieser Sektor war im letzten Jahr einer der wenigen Lichtblicke in China. Das glich Schwächen auf dem Wohnungsmarkt und im Dienstleistungssektor zum Teil aus. Die Beschäftigung in der Industrie ist im Gegensatz zu den Dienstleistungen 2020 und 2021 zum ersten Mal seit 2012 gestiegen, was zu einem großen Teil auf den Exportboom zurückzuführen ist. Dabei trugen die Nettoausfuhren von Waren und Dienstleistungen in den Jahren 2020 und 2021 25 beziehungsweise 21% zum Wirtschaftswachstum bei. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres machten die Nettoexporte mit 36% sogar noch mehr des Wachstums aus.

Chinas Exportboom hat das Land in den letzten zwei Jahren durch einige schwierige Zeiten getragen. Aber er hat auch die Abhängigkeit der Volksrepublik vom Rest der Welt erhöht - eine Tatsache, die in Beijing, das zunehmend auf Eigenständigkeit bedacht ist, nicht unbedingt willkommen ist.

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