Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Britische Regierung kündigt starke Steuersenkungen an

Erscheinungsdatum Website: 23.09.2022 13:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 26.09.2022

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LONDON--Die britische Regierung hat am Freitag ein umfangreiches Paket von Steuersenkungen und Regulierungsreformen vorgestellt, mit der sie die von Inflation geplagte britische Wirtschaft wieder in Schwung bringen will. Schatzkanzler Kwasi Kwarteng sagte, die Regierung werde in den nächsten zwei Jahren die Lohnsteuer senken, die Körperschaftssteuer einfrieren, eine Obergrenze für Banker-Boni abschaffen und Milliarden für die Subventionierung von Energierechnungen ausgeben.

"Dieser Zyklus der Stagnation hat dazu geführt, dass die Steuerlast den höchsten Stand seit den späten 1940er Jahren erreichen wird", sagte Kwarteng. "Wir sind entschlossen, diesen Zyklus zu durchbrechen. Wir brauchen einen neuen Ansatz für eine neue Ära, die auf Wachstum ausgerichtet ist", sagte er.

Fiskalpaket wird mehr als 150 Milliarden Pfund kosten

Das Paket von Subventionen und Steuersenkungen - das durch Kreditaufnahme finanziert wird - wird in den nächsten Jahren mehr als 150 Milliarden Pfund kosten, wie Analysten vorrechnen. Sie sprechen von einem Versuch der neuen Premierministerin Liz Truss , die Wirtschaft mit einer großen Dosis "Reaganomics" anzukurbeln. Die Regierung erklärte, dass sie zusätzliche 72,4 Milliarden Pfund zur Finanzierung des Pakets aufnehmen werde.

Der Finanzminister sagte, dass der Spitzensteuersatz für Personen, die mehr als 150.000 Pfund im Jahr verdienen, auf 40 (aktuell: 45) Prozent gesenkt werden soll. Die Grundeinkommenssteuer wird ab 2023, ein Jahr früher als bisher geplant, auf 19 Prozent gesenkt. Die Regierung kündigte zudem niedrigere Steuern auf Immobilientransaktionen für Erstkäufer an. Sie macht außerdem die Erhöhung der Dividendensteuersätze um 1,25 Prozentpunkte rückgängig, die 2023 in Kraft getreten wäre. Dies wurde zusammen mit einer Reihe von Kürzungen bei der Regulierung und der Schaffung neuer Investitionszonen angekündigt.

Allein im nächsten halben Jahr Kosten von 60 Milliarden Pfund

Investoren sind angesichts des Umfangs der Ausgaben nervös. Allein die Energiesubvention dürfte in den nächsten sechs Monaten rund 60 Milliarden Pfund kosten. Die Kosten für die Steuersenkungen belaufen sich nach Angaben des britischen Finanzministeriums auf 26,7 Milliarden Pfund im nächsten Jahr und 31,4 Milliarden 2024.

Das Pfund, das in diesem Jahr bereits um fast ein Fünftel gegenüber dem Dollar gefallen ist, verlor am Freitag weitere 0,9 Prozent auf 1,116 Dollar und erreichte damit ein neues 37-Jahres-Tief.

Die Staatsanleiherenditen blieben am frühen Freitag stabil, waren aber zuvor in Erwartung der Maßnahmen der Regierung rasant gestiegen. Das Institute for Fiscal Studies, eine Denkfabrik, erklärte, dass die Steuersenkungen die größten seit 1988 sein könnten und die Gefahr bestehe, dass die britische Staatsverschuldung auf einen "unhaltbaren" Pfad gerate.

DJG/DJN/hab/sha

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