Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.
BDI: Industrie hält trotz Energiekrise an ehrgeizigen Klimaschutzzielen fest
Erscheinungsdatum Website: 22.09.2022 17:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 23.09.2022
BERLIN (Dow Jones)--Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat sich trotz der gegenwärtigen Energiekrise zu ehrgeizigen Klimaschutzzielen bekannt. "Die deutsche Industrie hält an den Klimazielen für 2030 und 2045 fest", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm auf einem Klimakongress des Verbandes in Berlin. " Auch wenn die Energiekrise so ernst ist, dass es in den kommenden Wochen um nichts weniger geht, als das Überleben der Industrie in Deutschland und Europa zu sichern: Klimaschutz muss hohe Priorität behalten."
In der Klimapolitik dürfe jetzt nicht die Pausentaste gedrückt werden. Allerdings seien rasch wirksame Maßnahmen zum Schutz der Industrie nötig. Russwurm forderte unter anderem, "alle sicher verfügbaren Kraftwerke" müssten für die gesamte Krisendauer ans Netz. "Der konsequente Einsatz für Klimaschutz liegt im ureigensten Interesse der Unternehmen", betonte der BDI-Präsident. Die deutsche Industrie habe sich "längst erfolgreich auf den Weg ins klimaneutrale Industrieland gemacht".
Eine unverändert hohe Priorität für Klimaschutz dürfe jedoch kein "Weiter so" in der Energie- und Klimapolitik bedeuten. Die Politik habe bei ihren Zielerreichungsstrategien zu wenig bedacht, welche Rahmenbedingungen nötig seien, um die notwendigen Investitionen in die Dekarbonisierung sicherzustellen. "Jetzt braucht es eine Doppelstrategie aus Maßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise und einer Intensivierung der Investitionen in den Klimaschutz", forderte Russwurm.
Damit die Unternehmen durch die Krise kämen, forderte der BDI-Präsident von der Bundesregierung sehr rasch wirksame Maßnahmen. Ein Brennstoffwechsel sollte schneller und leichter als bislang möglich sein. "Existenziell wichtig ist eine deutliche Vergünstigung des Strompreises, unter anderem durch Wegfall des Energiesteuer-Spitzenausgleichs und durch eine staatlichen Co-Finanzierung der Übertragungs-Netzentgelte", sagte Russwurm. Entlastungen müssten für die gesamte Dauer der Krise gelten, "nicht nur für wenige Monate, sondern mindestens für zwei Jahre".
Der BDI forderte sechs Transformationsmaßnahmen zum Erreichen der Klimaschutzziele. Darunter sind ein deutlich beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien und Netze einschließlich der erforderlichen Backup-Kapazität für Dunkelheit und Windstille und eine "Revolution der Planungs- und Genehmigungsverfahren" sowie ein schneller Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab einschließlich des Imports durch strategische Wasserstoff-Partnerschaften. Der Verband forderte auch Klimaschutzverträge für die Industrie, welche die durch klimaneutrale Lösungen verursachten hohen Betriebskosten abfedern sollen, um notwendige Investitionen nicht abzubremsen.
DJG/ank/mgo