Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Deutschland: Risiko einer Halbleiterkrise bei Eskalation von Taiwan-Konflikt

Erscheinungsdatum Website: 04.08.2022 16:05:02
Erscheinungsdatum Publikation: 05.08.2022

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Sanktionen gegen China würden deutsche Wirtschaft hart treffen

BERLIN (AFP)--Deutschlands Wirtschaft fürchtet bei einer Eskalation des Taiwan-Konflikts eine Verschärfung der aktuellen Halbleiterkrise. ?Die Knappheit an Halbleitern, die uns heute schon betrifft durch die generell erhöhte Nachfrage und die Auswirkungen der Corona-Pandemie, würde durch eine Eskalation des Taiwan-Konflikts natürlich noch stärker werden?, sagte Achim Haug von der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) der Mediengruppe Bayern. Die Sorge vor einer Zuspitzung des Streits mit China sei in der Wirtschaft ?sehr groß?.

Europa habe eine sehr geringe Eigenproduktion von Chips - sie seien aber heute in fast allen Technologieprodukten verbaut, betonte Haug, Bereichsleiter Ostasien bei der GTAI. Der Löwenanteil komme aus Asien, allen voran aus Taiwan. Das Land sei daher ein wichtiger Exportpartner für die deutsche Automobil- und Maschinenbauindustrie. ?Zwei Drittel der weltweiten Auftragsfertigung - also Chips, die in Handys und Autos verbaut werden - kommen von den taiwanischen Firmen TSMC und UMC.?

Eine Angliederung Taiwans an China habe zwar vor allem politisch-historische Hintergründe, sagte Haug der Mediengruppe Bayern. Sie würde aber nebenbei auch in der Volksrepublik ein wirtschaftliches Problem lösen, ?denn an der Halbleiterherstellung scheitern die Chinesen bislang, obwohl sie sehr viel Geld in die Entwicklung stecken?. Deshalb sei das Thema im Westen auch sehr sensibel, ?denn er will natürlich nicht, dass China sich die Krone der Halbleiterindustrie aufsetzt?.

Eine Eskalation im Taiwan-Konflikt würde nach Ansicht des Experten ähnliche Sanktionen gegen die Volksrepublik zur Folge haben, wie sie gerade gegen Russland wegen des Ukraine-Krieges in Kraft sind. ?Die Auswirkungen wären allerdings um ein Vielfaches größer?, sagte Haug den Zeitungen der Mediengruppe. ?Strafmaßnahmen wie zum Beispiel Lieferstopps würden die Weltwirtschaft immens beeinträchtigen.?

Die fossilen Brennstoffe aus Russland seien ?deutlich leichter zu ersetzen als das, was wir alles aus China beziehen?. Es gebe kein Land, aus dem Deutschland mehr Waren importiere als aus dem Reich der Mitte - darunter auch kritische Rohstoffe wie seltene Erden.

Haug sagte, das Bewusstsein in der deutschen Wirtschaft dafür, kritische Ab-hängigkeiten zu reduzieren, sei ?stark ge-wachsen?. Ein Mittel gegen eine zu starke Abhängigkeit sei Diversifizierung, die zweite Option sei Lagerhaltung und die dritte Regionalisierung - also die heimische Produktion.

Die EU-Kommission hatte Anfang Fe-bruar den Chips Act beschlossen: Sie will die Herstellung von Halbleitern in der Europäischen Union ankurbeln und dafür rund 43 Mrd Euro aus öffentlichen und privaten Mitteln mobilisieren. Ziel ist, bis 2030 ein Fünftel der globalen Halbleiterproduktion in Europa anzusiedeln.

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