Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bank of England erhöht Leitzins um 50 Basispunkte

Erscheinungsdatum Website: 04.08.2022 16:00:34
Erscheinungsdatum Publikation: 05.08.2022

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LONDON (Dow Jones)--Die Bank of England (BoE) hat ihren Leitzins um 50 Basispunkte erhöht und zudem ein Programm zum Verkauf von Anleihen angekündigt. Der Leitzins steigt somit auf 1,75 Prozent. Ökonomen und Börsianer hatten mit diesem Schritt gerechnet. Damit hat die BoE die Zinsen bei sechs Sitzungen in Folge erhöht, was die längste Serie seit Ende der 1990er Jahre ist. Die Zinserhöhung ist die größte Straffung seit 1995 und die erste Erhöhung um 50 Punkte seit der Unabhängigkeit der Bank im Jahr 1997.

"Der Inflationsdruck hat sich seit der vergangenen Ratssitzung erheblich verstärkt", erklärte die Notenbank in ihrem Statement. Im vierten Quartal dürfte die Inflation bei 13,2 Prozent ihren Gipfelpunkt erreichen, hieß es. Der Beschluss für die Erhöhung um 50 Basispunkte fiel mit acht zu eins Stimmen. Ratsmitglied Silvana Tenreyro votierte für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf 1,50 Prozent.

Die BoE verschärft damit ihre Gangart bei den Zinserhöhungen, um den starken Preisauftrieb in Großbritannien unter Kontrolle zu bekommen; seit Februar hatte sie bei jeder Sitzung den Leitzins lediglich um 25 Basispunkte erhöht. Die BoE erwartet, dass sich die Inflation, die sich mit 9,4 Prozent bereits auf einem 40-Jahreshoch bewegt, bis Oktober auf über 11 Prozent beschleunigen wird. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer jüngsten Sitzung die Leitzinsen um 50 Basispunkte angehoben.

Der steigende Inflationsdruck spiegele eine annähernde Verdoppelung der Großhandelspreise für Gas seit Mai wider, erklärte die BoE, "aufgrund der russischen Beschränkung der Gaslieferungen nach Europa und der Gefahr weiterer Drosselungen". Der jüngste Anstieg der Gaspreise habe zu einer weiteren Verschlechterung der Konjunkturaussichten in Großbritannien und im übrigen Europa geführt, wobei Großbritannien "nun voraussichtlich ab dem vierten Quartal dieses Jahres in eine Rezession eintreten wird." Die Rezession dürfte fünf Quartale andauern.

Die Zentralbank erläuterte auch ihre Pläne, einen Teil der Anleihen zu verkaufen, die sie im Rahmen ihrer quantitativen Lockerungsprogramme erworben hatte. Die BoE hatte im März damit begonnen, ihren Bestand an Staatsanleihen zu reduzieren, eine Politik, die als quantitative Straffung bekannt ist und zur Eindämmung der Inflation beitragen soll.

Wie die Fed hat die BoE dies bisher getan, indem sie die in ihrem Besitz befindlichen Anleihen auslaufen ließ, ohne neue zu kaufen, um sie zu ersetzen. Als erste große Zentralbank schlug die BoE jetzt jedoch vor, bereits im September mit dem Verkauf von Anleihen zu beginnen, die noch nicht fällig sind. Zusammen mit den fällig werdenden Anleihen dürfte sich das über ein Jahr auf 80 Milliarden britische Pfund belaufen. Die MPC-Mitglieder werden auf der September-Sitzung über den Vorschlag abstimmen.

DJG/DJN/apo/jhe

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