Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Starkes Kundengeschäft katapultiert Commerzbank zurück in Gewinnzone

Erscheinungsdatum Website: 03.08.2022 16:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 04.08.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank ist im zweiten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt. Dabei fuhr die Bank einen weitaus höheren Nettogewinn ein als von Analysten prognostiziert. Das operative Ergebnis stieg dank eines kräftigen Ertragswachstums deutlich stärker als erwartet. Die Risikovorsorge legte weniger stark zu als von Analysten befürchtet. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte die Bank.

Die Commerzbank erzielte im Zeitraum von April bis Juni einen Nettogewinn von 470 Millionen Euro nach einem Verlust von 527 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, als Restrukturierungskosten und Aufwendungen für die geplatzte Auslagerung der Wertpapierabwicklung das Ergebnis belastet hatten. Der operative Gewinn vervielfachte sich auf 746 Millionen Euro von 32 Millionen Euro im Vorjahr.

Zinsüberschuss legt spürbar zu

Die Bank profitierte dabei von einem Ertragswachstum um 30,1 Prozent auf 2,422 Milliarden Euro. Angeschoben wurden die Erträge von einem starken Kundengeschäft und steigenden Zinsen. Der Zinsüberschuss kletterte unter anderem dank deutlicher Zinssteigerungen in Polen um 26 Prozent auf 1,478 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss legte dank hoher Volumina im Zahlungsverkehr des Firmenkunden-Segments sowie bei der polnischen Tochter M-Bank um 5 Prozent auf 896 Millionen Euro zu.

Im Segment Privat- und Unternehmerkunden kletterten die Erträge in Deutschland auf 1,141 Milliarden Euro von 872 Millionen vor einem Jahr. Dabei profitierte das Segment vom Anstieg der langfristigen Zinsen, dem Guthabenentgelt und positiven Marktwertausgleichen infolge von Sondertilgungen durch die Kunden.

Die Erträge der M-Bank legten um 56 Prozent auf 402 Millionen Euro zu, wozu in erster Linie der um 123 Prozent gestiegene Zinsüberschuss beitrug. Das Firmenkundensegment steigerte die Erträge um knapp 15 Prozent auf 882 Millionen Euro, was vor allem auf ein starkes Transaktions- und Kapitalmarktgeschäft zurückzuführen war, während das Kreditgeschäft stabile Erträge beisteuerte. In Summe steigerte das Segment das operative Ergebnis um fast 35 Prozent auf 325 Millionen Euro.

Eine Belastung für das Ergebnis stellte die Risikovorsorge dar, die auf 106 von 87 Millionen Euro anstieg. Laut Commerzbank bewegt sie sich damit jedoch im Rahmen der Erwartungen. Die Quote der Problemkredite sei mit 0,8 Prozent weiter niedrig. Die Basis-Risikovorsorge habe sich auf 27 Millionen Euro belaufen. Hinzu kämen Belastungen von 228 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Insgesamt hätten per Ende Juni 564 Millionen Euro als zusätzliche Vorsorge für potenzielle weitere direkte Effekte aus dem Ukraine-Krieg sowie für Sekundäreffekte wie Unterbrechungen von Lieferketten oder hohe Energiepreise zur Verfügung gestanden.

Kostenprogramm auf Kurs

Die operativen Kosten verringerten sich im zweiten Quartal um gut 16 Prozent auf 1,425 Milliarden Euro. Damit sieht sich die Commerzbank bei ihren Kostenprogrammen auf Kurs. Die Bank befindet sich im zweiten Jahr ihres Konzernumbaus, der mit einem Abbau von brutto 10.000 Stellen und einer deutlichen Ausdünnung des Filialnetzes einhergeht. Anfang März hat die Bank die in ihrer "Strategie 2024" definierten Ziele für die Erträge, den operativen Gewinn und die Eigenkapitalrendite angehoben.

Die Commerzbank will die Erträge bis 2024 auf 9,1 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis soll 3 Milliarden Euro erreichen. Die Bank will einschließlich für das Jahr 2024 rund 3 bis 5 Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe ausschütten. Sie geht davon aus, zum Ende des Planungshorizonts Kosten von 5,4 Milliarden Euro auszuweisen.

Ausblick für Gesamtjahr bekräftigt

Im laufenden Jahr geht die Bank weiterhin von einem Konzernergebnis von über 1 Milliarde Euro aus. Die Risikovorsorge soll bei rund 700 Millionen Euro liegen. An ihren operativen Kostensenkungszielen hält die Commerzbank fest, erwartet nun aber aufgrund der höheren Pflichtbeiträge in Polen von rund 100 Millionen Euro Gesamtkosten von 6,4 Milliarden Euro. Dies soll aber durch stärker steigende Erträge mehr als ausgeglichen werden.

Anfang Juli hatte die Commerzbank angekündigt, dass sie für die polnische Tochter M-Bank eine Ertragsbelastung von umgerechnet 210 bis 290 Millionen Euro erwartet, die sich in entsprechender Höhe im operativen Ergebnis des Mutterkonzerns niederschlägt. Der Grund für die Ertragsbelastung bei der M-Bank ist die gesetzliche Möglichkeit in Polen, bei privaten Immobilienfinanzierungen Zins- und Tilgungszahlungen zu stunden. Bis Ende 2023 können private Kreditnehmer in Polen bis zu acht Mal ihre monatlichen Ratenzahlungen für laufende Hypothekenkredite aussetzen. Die M-Bank geht davon aus, dass 60 bis 80 Prozent der berechtigten Darlehensnehmer davon Gebrauch machen werden.

Insgesamt rechnet die Commerzbank in diesem Jahr trotz der erwarteten Belastungen in Polen mit höheren Erträgen. Dabei soll der bereinigte Provisionsüberschuss auf dem Niveau des Vorjahres und der Zinsüberschuss infolge der steigenden Zinsen signifikant höher liegen. Die harte Kernkapitalquote soll 2022 unverändert bei mehr als 13 Prozent liegen. Ende Juni betrug sie 13,7 Prozent.

"Wir sind mit unserer komfortablen Kapitalausstattung und unserer konservativen Risikovorsorge auf die anstehenden Herausforderungen gut vorbereitet. Dank der starken Entwicklung unseres operativen Geschäfts und der Fortschritte bei den Kosten rechnen wir für das Gesamtjahr weiter mit einem Konzernergebnis von mehr als 1 Milliarde Euro", sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp. "Dies setzt allerdings voraus, dass keine wesentliche Erhöhung der Vorsorge für das Schweizer-Franken-Portfolio der M-Bank erforderlich sein wird und es zu keiner weiteren deutlichen Verschlechterung der konjunkturellen Entwicklung kommt. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt in diesem Zusammenhang die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Gas.".

DJG/brb/smh

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