Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Schwellenländer leiden massiv unter Dollar-Aufwertung

Erscheinungsdatum Website: 01.08.2022 15:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 02.08.2022

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Es zeigen sich erste Risse / Von Julia-Ambra Verlaine

NEW YORK (Dow Jones)--Für die Anleger ist die Marschrichtung klar. Sie setzen darauf, dass der anhaltende Anstieg des US-Dollars den Währungen vom ungarischen Forint bis zum philippinischen Peso schadet, wobei der Forint und der polnische Zloty kürzlich neue Tiefststände erreichten. Die ausgedehnten Verluste sind ein weiteres Beispiel dafür, wie sich die Stärke des Dollars auf die Währungen der Schwellenländer auswirkt und die Zentralbanken weltweit unter Druck setzt, die Zinssätze zu erhöhen - selbst um den Preis einer Rezession.

"In den Schwellenländern wird es Probleme geben", berichtet die Ökonomin Megan Greene von der Harvard Kennedy School und verweist auf die Staatsschuldenkrise in Sri Lanka sowie schwindende Devisenreserven. "Das ist eine bekannte Geschichte in den Schwellenländern und ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird."

Wall-Street-Firmen, die Währungen kaufen und verkaufen, erklärten, dass sich ihre Kunden zunehmend auf die Auswirkungen eines stärkeren Dollars konzentrierten. Der WSJ-Dollar-Index, der die US-Devise gegenüber einem Korb von 16 Währungen misst, ist im vergangenen Jahr um mehr als 12% nach oben gesprungen. Die Sorge um eine ausufernde Inflation, die Furcht vor einer weltweiten Rezession und die aggressive Haltung der US-Notenbank Fed zur Eindämmung der steigenden Verbraucherpreise haben die Weltleitwährung auf ein Mehrjahreshoch getrieben. Der Dollar-Anstieg hat die Schätzungen der Analysten übertroffen, und viele erwarten, dass er bis zum Jahresende weiter zulegt. Ein starker Dollar lässt normalerweise die Währungen der Schwellenländer ins Trudeln geraten. Diesmal jedoch blieben die Schwellenländermärkte während der ersten Phase des Dollaranstiegs widerstandsfähig. Und sie überstanden externe Schocks wie den Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar sowie die starken Bewegungen an den US-Anleihemärkten, als die Fed ihre lockere Geldpolitik aufgab.

Das Blatt wendete sich im Juni, als die Geldverwalter begannen, den südafrikanischen Rand und den brasilianischen Real zu verkaufen, nachdem sie sie zu Beginn des Jahres gekauft hatten. Die Abwärtsbewegung fiel mit den nachgebenden Rohstoffpreisen zusammen, wodurch die Stütze für die Volkswirtschaften der Schwellenländer wegfiel, die auf Exporte wie Kupfer und Öl angewiesen sind. Jetzt, so Analysten von Goldman Sachs, zeigten sich "Risse" in den Währungen der Schwellenländer. Sie hatten immerhin mehr als ein Jahr lang gegenüber einem Korb von neun Hauptwährungen, darunter der Schweizer Franken und der kanadische Dollar, überdurchschnittliche Renditen erzielt. "In den vergangenen Tagen wurden wir immer wieder auf makroökonomische Anzeichen für die Anfälligkeit der Schwellenländerwährungen angesprochen", berichtet Kamakshya Trivedi, ein Goldman-Analyst.

Hedgefonds, die auf die Entwicklung von Währungen wetten, haben als nächstes die mitteleuropäischen Währungen im Visier, da sie aufgrund des Krieges in der Ukraine zu den anfälligsten gehören. Portfoliomanager verkaufen den Forint und den Zloty als Wette auf die mögliche Energiekrise in Europa.

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