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Kabinett beschließt Start-up-Strategie mit 10 Mrd Euro Förderung

Erscheinungsdatum Website: 29.07.2022 17:15:02
Erscheinungsdatum Publikation: 01.08.2022

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BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine umfassende Start-up-Strategie verabschiedet. Die Bundesregierung will bis 2030 in einem Zukunftsfonds 10 Milliarden Euro für die Förderung von neuen Unternehmen zur Verfügung stellen. Zusammen mit privaten Investoren will der Bund in diesem Zeitraum insgesamt 30 Milliarden Euro an privatem und öffentlichem Kapital für den Wagniskapital-Standort Deutschland mobilisieren.

"Wir wollen, dass Deutschland treibende Kraft für einen europäischen Start-up-Standort ist, denn wir stehen in einer globalen Lage. Wir wollen, dass Europa ein attraktiver Ort ist für Menschen, die Lust haben ein Unternehmen zu gründen", erklärte Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt und Beauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums für die digitale Wirtschaft und Start-ups.

Die 34-seitige Start-up-Strategie der Bundesregierung sieht vor, dass die deutschen Gründer zukünftig stärker auf Wagniskapital aus Deutschland und Europa zurückgreifen können, um somit weniger stark von ausländischen Investoren abhängig zu sein. Diese kommen vor allem aus den USA und Asien.

Heimische Arbeitsplätze und Innovationskraft sichern

Laut Bundesregierung sind die 20 größten europäischen Wachstumsunternehmen zu 63 Prozent von US-Investoren finanziert. "Dies ist auch mit Blick auf die technologische Souveränität, die Innovationskraft und die Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland und Europa bedenklich", heißt es in der Start-up-Strategie.

Die Bundesregierung wolle daher den deutschen und europäischen Wagniskapitalmarkt weiter stärken und zusätzliche Möglichkeiten für großvolumige Finanzierungen durch inländische und europäische Investorinnen und Investoren schaffen.

"So sollen erfolgreiche und wachsende Start-ups samt ihrer Wertschöpfung und nachhaltigen Innovationskraft für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt langfristig in Deutschland und Europa bleiben können und nicht aus Finanzierungsgründen abwandern müssen", heißt es in der Strategie.

Außerdem soll der Deep Tech Future Fonds weiterentwickelt werden in einen Deep Tech and Climate Fonds. Dies soll ein klares Signal senden, so Christmann: "Wir wollen gute Bedingungen für die Entwicklung von Klimatechnologien in Deutschland schaffen."

Börsengänge erleichtern

Zudem soll überprüft werden, in wie weit öffentlich-rechtliche Fonds in den Wagniskapitalmarkt investieren können. Die Start-up-Strategie sieht außerdem vor, für neue Unternehmen den Börsengang zu erleichtern und flexibler zu machen. Dazu soll das Kapitalmarktrecht geändert werden. Ein wesentlicher Baustein hierfür sei das geplante Zukunftsfinanzierungsgesetz. Dazu hatten das Bundesfinanzministerium und das Bundesjustizministerium Ende Juni bereits Eckpunkte vorgestellt.

Dieses Gesetz sieht einen erleichterten Kapitalmarktzugang für Unternehmen vor, indem das Mindestkapital für einen Börsengang von derzeit 1,25 Millionen auf 1 Million Euro gesenkt und weitere Vereinfachungen bei den regulatorischen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Kapitalmarktzugang geprüft werden sollen.

Die Start-up-Strategie sieht außerdem eine stärkere Mitarbeiterkapitalbeteiligung bei den neuen Unternehmen vor. Damit soll es für Fachkräfte attraktiver werden, bei den Start-ups einzusteigen. Denn der Fachkräftemangel wird von vielen Gründern als zentrales Hemmnis für ihre Geschäftstätigkeit angesehen. Die Bundesregierung will die Mitarbeiterkapitalbeteiligung einfacher anwendbar und attraktiver für Unternehmen und ihre Beschäftigten machen, wie es in der Start-up-Strategie heißt.

Außerdem sollen Gründungen einfacher und digitaler gemacht und Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Start-ups verbessert werden. Zudem sollen Start-up-Kompetenzen für öffentliche Aufträge mobilisiert werden, denn bei einem Gesamtvolumen an öffentlichen Aufträgen von weit über 100 Milliarden Euro habe der Staat eine erhebliche Bedeutung als potentieller Auftraggeber für Start-ups. Dafür will die Bundesregierung die Vergabeverfahren vereinfachen, professionalisieren und digitalisieren.

DJG/aat/smh/01.08.2022

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