Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Steuereinnahmen steigen auch im Mai deutlich
Erscheinungsdatum Website: 21.06.2022 19:10:32
Erscheinungsdatum Publikation: 22.06.2022
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Steuereinnahmen sind im Mai erneut deutlich um 10,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Wie das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht schreibt, ist der Einnahmezuwachs überwiegend auf ein Plus von 11,4 Prozent bei den Gemeinschaftssteuern zurückzuführen.
Dabei hätten sich deutliche Veränderungsraten im Aufkommen wesentlicher Steuerarten durch zwei gegenläufige Sondereffekte ergeben. Ein Plus der Lohnsteuer von 37,9 Prozent sei zu einem guten Teil auf eine verminderte Vorjahresbasis wegen des Kinderbonus zurückzuführen. Hinter einem Rückgang der Umsatzsteuer um 6,6 Prozent stehe ein deutliches Minus bei der Einfuhrumsatzsteuer vor allem aufgrund eines kassentechnischen Effekts.
Im April waren die Steuereinnahmen erneut deutlich um 9,9 Prozent gestiegen, der Zuwachs war aber bereits weniger stark gewesen als in den Vormonaten. Im März waren sie vor dem Hintergrund eines coronabedingt schwachen Vorjahres noch um 17,2 Prozent geklettert, im Februar um 15,5 Prozent und im Januar um 22,4 Prozent.
Der Bund verbuchte im Mai 9,1 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 22,5 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 25,6 Milliarden Euro um 9,3 Prozent mehr an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im Mai auf rund 55,0 Milliarden Euro.
In den ersten fünf Monaten 2022 nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 15,1 Prozent auf 314,7 Milliarden Euro zu. Der Bund verbuchte ein Plus von 21,4 Prozent, und die Länder verzeichneten einen Zuwachs um 14,8 Prozent.
Wirtschaftsentwicklung weiter verhalten
Zum Wachstum erklärten die Ökonomen des Finanzministeriums, für das laufende zweite Quartal sei "mit einer verhaltenen konjunkturellen Entwicklung" zu rechnen. "Verschärfte Materialengpässe (auch infolge der Lockdowns in China), weiter erhöhter Preisdruck sowie die derzeit hohe (globale) Unsicherheit dürften sich spürbar bemerkbar machen", hieß es in dem Monatsbericht.
Die konjunkturelle Entwicklung dürfte "in nächster Zeit weiterhin durch das Spannungsfeld von einerseits einer durch Materialengpässe und hohe Energiepreise beeinträchtigten Industrie und andererseits positiven Impulsen aus dem Dienstleistungsbereich geprägt sein".
In der Industrie dürfte, trotz zuletzt rückläufigen Auftragseingangs, zunächst weiterhin ein Nachfrageüberhang bestehen, bei dem Unternehmen infolge der Knappheit an Vorprodukten Probleme hätten, Aufträge abzuarbeiten. Im weiteren Jahresverlauf werde aber unter der Annahme abnehmender Lieferengpässe und keiner zusätzlichen erheblichen Auswirkungen des Krieges auch in diesem Bereich mit einer Aufwärtsbewegung gerechnet. "Die Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleiben jedoch, insbesondere mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, beträchtlich."
Die Inflationsrate habe im Mai "auf stark erhöhtem Niveau nochmals zugelegt". Maßgeblicher Treiber sei weiterhin der Preisindex für Energie. Jedoch wirkten sich die sehr starken Preisanstiege auf den vorgelagerten Wertschöpfungsstufen, vor allem bei Energie, aber auch bei anderen Vorprodukten, in der Breite der Konsumgüterpreise ebenfalls aus. "Für die nächsten Monate ist zunächst mit mindestens ähnlich hohen Inflationsraten zu rechnen, die dann allmählich sinken dürften", erklärten die Ökonomen.
Davon gehe auch das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung aus, dessen Umfragen zeigten, dass der Anteil an Firmen, die ihre Preise in den kommenden drei Monaten erhöhen wollten, erstmals seit längerem wieder gefallen sei. "Dieser Ausblick ist allerdings insbesondere mit Blick auf die weitere Entwicklung der Energiepreise und die weiteren Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine unsicher, auch wenn beispielsweise Preise für Terminkontrakte für Rohöl an den Märkten hier weiterhin auf einen langsamen Rückgang im Verlauf des Jahres hindeuten", so das Finanzministerium.
DJG/ank/smh