Nachrichten für Außenhandel (NfA)

"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.
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Welt: Globale Rezession macht sich breit
Erscheinungsdatum Website: 21.06.2022 14:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 22.06.2022
USA, Westeuropa und China am kriseln
NEW YORK (NfA)--Die Juni-Prognose von S&P Global Market Intelligence geht davon aus, dass sich das reale BIP-Wachstum weltweit von 5,8% im Jahr 2021 auf 2,9% in den Jahren 2022 und 2023 abschwächen wird und damit leicht unter dem Potenzial liegt. Die Lockerung der pandemiebedingten Beschränkungen und eine Belebung der Dienstleistungssektoren - einschließlich Reise und Tourismus, Freizeit und Kunst - sind eine wichtige Stütze für das Wachstum.
Die Vereinigten Staaten stehen vor einer Wachstumsrezession und steigender Arbeitslosigkeit. Neue Daten zu Einzelhandelsumsätzen, Baubeginnen und Lagerbeständen haben dazu geführt, dass S&P die Schätzung für das annualisierte reale BIP-Wachstum im zweiten Quartal von 2,4% auf 0,8% nach unten korrigiert hat. Obwohl die Finanzen der privaten Haushalte im Allgemeinen in guter Verfassung sind, schmälert die hohe Inflation die Realeinkommen und lässt die Haushalte bei ihren Ausgaben vorsichtiger werden. Der Boom auf den Wohnungsmärkten ebbt ab, und die Unternehmen werden ihre Investitionspläne für das kommende Jahr wahrscheinlich zurückschrauben. Das reale BIP-Wachstum wird sich den Projektionen zufolge von 5,7% im Jahr 2021 auf 2,5% im Jahr 2022 und 1,8% in den Jahren 2023 und 2024 abschwächen, wobei die Risiken eher nach unten gerichtet sind. Da das reale BIP-Wachstum unter dem Potenzial liegt, wird die Arbeitslosenquote von 3,6% im Mai auf einen Höchststand von fast 5% im Jahr 2025 ansteigen.
Höhere Energiekosten könnten Westeuropa in eine Rezession stürzen. In der Juni-Prognose ist bereits ein leichter Rückgang des realen BIP im zweiten Quartal in Großbritannien, Italien, Spanien und den Niederlanden berücksichtigt. Da die Inflation überraschend nach oben zeigt, beschleunigen die Zentralbanken die Straffung der Geldpolitik, und es wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank im Juli mit der Anhebung der Zinssätze beginnt. Die Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine haben das Vertrauen der Verbraucher und der Unternehmen geschwächt. Das reale BIP-Wachstum in der Eurozone wird sich den Prognosen zufolge von 5,4% im Jahr 2021 auf 2,5% im Jahr 2022 und 1,5% im Jahr 2023 abschwächen. Die Aussicht auf weitere Unterbrechungen der Energieversorgung, die die Preise in die Höhe treiben, bleibt ein Abwärtsrisiko.
Die Wirtschaft des chinesischen Festlands beginnt sich von den Corona-Sperren zu erholen. Der Wirtschaftsabschwung in Festlandchina hat sich im Mai abgeschwächt, da die Industrieproduktion und die Exporte zulegten, während der Dienstleistungssektor und die Einzelhandelsumsätze weiterhin rückläufig waren. Die dynamische Null-Covid-Politik der Regierung wird beibehalten, was eine Rückkehr zur Normalität verhindert und die Wirksamkeit der wirtschaftlichen Anreize einschränkt. Der Immobilienmarkt befindet sich nach wie vor in der Rezession, und die rückläufigen Grundstücksverkäufe belasten die Kommunalfinanzen. Das reale BIP-Wachstum wird sich voraussichtlich von 8,1% im Jahr 2021 auf 4,2% in diesem Jahr abschwächen, bevor es 2023 wieder auf 5,2% ansteigt.