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SAF-Holland will schwedische Haldex übernehmen

Erscheinungsdatum Website: 08.06.2022 14:20:05
Erscheinungsdatum Publikation: 09.06.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Lkw-Zulieferer SAF-Holland will seine Angebotspalette mit der Übernahme des schwedischen Bremssystem-Herstellers Haldex erweitern, sich robuster aufstellen und Synergien heben. Wie das SDAX-Unternehmen mitteilte, will es Haldex für rund 307 Millionen Euro kaufen. Der Haldex-Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären die Annahme der Offerte.

SAF-Holland hält bereits 14,1 Prozent der ausstehenden Aktien von Haldex, wovon 9,2 Prozent von Knorr-Bremse übernommen wurden. Die Großaktionäre Athanase Industrial Partners, Fjärde AP-fonden, Afa Försäkring und Nordea Asset Management, die zusammen 22,5 Prozent der Haldex-Aktien halten, haben sich bereits verpflichtet, ihre Anteile anzudienen. Der Angebotspreis von 66 Kronen je Aktie entspricht einer Prämie von 46,5 Prozent auf den Schlusskurs vom Dienstag. Der Preis werde nicht erhöht, stellte SAF-Holland klar.

Der Konzern erwartet ein dauerhaftes Synergiepotenzial von über 10 Millionen Euro im Jahr. Es sei zudem davon auszugehen, dass sich die Transaktion ab dem ersten Jahr nach dem Abschluss positiv auf das Ergebnis je Aktie auswirken wird. Außerdem besteht nach Angaben des Unternehmens ein Umsatzpotenzial durch Cross-Selling-Möglichkeiten. Nicht zuletzt sähe sich SAF besser aufgestellt, um Schwierigkeiten in den Lieferketten zu widerstehen.

Systemlieferant mit Angebot aus einer Hand

SAF-Holland will mit der Übernahme einen "globalen Champion für fahrwerksbezogene Nutzfahrzeugsysteme" schaffen, der den Kunden ein Angebot über den gesamten Produktlebenszyklus, beginnend von der ersten Beratung und Konfiguration bis hin zu Auslieferung und Wartung, machen könne. Es entstünde der weltweit erste Systemlieferant, der Kunden integrierte Lösungen für Druckluftscheibenbremsen, Elektrofahrzeuge und komplette Radlagerungen (Wheel Ends) aus einer Hand bietet.

"Die beiden Unternehmen passen hervorragend zueinander", sagte SAF-CEO Alexander Geis laut Mitteilung. "Außerdem kennen sie sich seit Jahren durch strategische Kooperationen."

SAF, ein Hersteller von fahrwerksbezogenen Baugruppen und Komponenten für Trailer, Lkw und Busse, erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,25 Milliarden Euro. Die Haldex AB, die Bremssysteme und Luftfederungen für schwere Lkw, Busse und Anhänger produziert, kam auf einen Umsatz von umgerechnet rund 455 Millionen Euro.

Die Annahmefrist wird voraussichtlich am oder um den 4. Juli beginnen und voraussichtlich am oder um den 16. August enden. Die Abwicklung des Angebots wird voraussichtlich am oder um den 24. August beginnen. Finanziert wird der Deal mit Barmitteln und Kreditfazilitäten. Das Angebot unterliegt der Bedingung, dass SAF-Holland unter Annahme vollständiger Verwässerung mehr als 90 Prozent der ausstehenden Haldex-Aktien erhält.

Nach Abschluss der Transaktion will SAF-Holland Eigenkapital aufnehmen, um den Schuldenabbau zu forcieren. Möglich sei etwa eine Kapitalerhöhung.

Heutige Situation anders als vor sechs Jahren

SAF-Holland hat vor einigen Jahren schon einmal versucht, Haldex zu übernehmen. 2016 gab es einen Bieter-Dreikampf um den schwedischen Konzern. Neben SAF wollten Knorr-Bremse und ZF aus Friedrichshafen zuschlagen. Letztlich scheiterte eine Übernahme. Haldex hatte sich zunächst für ZF, später für Knorr-Bremse ausgesprochen.

Vergleiche zur Situation von damals lässt SAF-CEO Geis nicht gelten. Der zentrale Unterschied sei, dass heute eine klare Empfehlung des Haldex-Verwaltungsrates vorliege, sich bereits mehrere Großaktionäre zum Verkauf ihrer Anteile verpflichtet hätten und SAF selbst über einen bedeutenden Anteil verfüge, sagte der Manager in einer Telefonkonferenz. Der Deal sei zudem sehr sorgfältig vorbereitet worden, bereits im Februar hätten Gespräche mit dem Haldex-Verwaltungsrat begonnen. Die Gefahr, dass Kartellbehörden dem Vorhaben einen Riegel vorschieben, sieht er nicht. Schon vor sechs Jahren seien keine Bedenken der Behörden aufgetaucht, zudem seien die Produktangebote komplementär.

ma

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