Märkte der Welt

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Chinesische FDI fokussieren sich auf Tech-Start-ups

Erscheinungsdatum Website: 27.04.2022 14:15:34
Erscheinungsdatum Publikation: 28.04.2022

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Die Ausrichtung hat sich geändert

BERLIN (NfA)--Im Jahr 2021 verharrten den Erhebungen der neuen Studie ?Chinese FDI in Europe - 2021 Update? der Rhodium Group und des Mercator Institute for China Studies (MERICS) zufolge chinesische Direktinvestitionen im Ausland weltweit mit einem Anstieg von nur 3% auf 96 Mrd Euro fast auf dem Niveau des Vorjahres. Die Zeiten, in denen das Reich der Mitte massiv in Europa investierte, scheinen also erst einmal vorbei. Die Fusions- und Übernahmeaktivitäten fielen laut Studie mit einem Gesamtvolumen von 20 Mrd Euro sogar auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren.

In Europa - EU und Großbritannien - erhöhten sich die chinesischen FDI zwar gegenüber dem schwachen Vorjahr 2020 wieder um mehr als ein Drittel auf 10,6 Mrd Euro. Insgesamt war 2021 allerdings nach 2020 das Jahr mit den geringsten Investitionsströmen seit 8 Jahren.

Neben den Niederlanden sind erneut Deutschland, Großbritannien und Frankreich die beliebtesten Ziele. Die bevorzugten Sektoren waren Konsumprodukte, Automobil (vor allem Batterien für E-Autos), Gesundheit, Pharma und Biotechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnologien und Energie.

Insgesamt ändert sich die Art und Ausrichtung des chinesischen Engagements in Europa. Staatsunternehmen investieren so wenig wie seit 20 Jahren nicht und fokussieren sich insbesondere auf Infrastruktur- und Energieprojekte in Südeuropa. Investitionen in Neuansiedelungen erreichten einen Rekordwert von 3,3 Mrd Euro und haben damit gegenüber Fusionen und Übernahmen an Bedeutung gewonnen.

Chinesisches Wagniskapital wiederum floss massiv in europäische Tech-Startup-Firmen, das Investitionsvolumen in diesem Bereich war mit 1,2 Mrd Euro mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Besonders in Deutschland und Großbritannien ziehen E-Commerce-Anwendungen, Fintechs, Spieleentwickler, KI- und Robotikfirmen die Anleger an.

"Die Art der chinesischen Investitionen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren grundsätzlich verändert. Die Zeit der milliardenschweren Übernahmen in strategischen Sektoren ist vermutlich vorbei. Stattdessen errichten chinesische Firmen eigene Fabriken in Europa, besonders in Bereichen, in denen sie für sich Wettbewerbsvorteile vermuten, wie Batterien für E-Mobilität. Chinesische Firmen betätigen sich auch als Kapitalinvestoren in europäischen Startups. Diese Aktivitäten sind nicht zwingend beunruhigend, denn solche Investitionen können belebend auf Europas Wirtschaft wirken. Aber sie müssen von der europäischen Politik genau beobachtet werden, da sich die Risiken der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China gerade verschieben", erklärt Agatha Kratz, Direktorin bei der Rhodium Group und Ko-Autorin der Studie.

?Verglichen mit den Spitzenzeiten um 2016 haben sich die chinesischen Investitionen auf niedrigem Niveau eingependelt. Europa bleibt aber ein interessanter Investitionsstandort für China: Weltweit sind die chinesischen Übernahmeaktivitäten zurückgegangen, doch in Europa sind sie immerhin leicht angestiegen. Das insgesamt geringere Investitionsvolumen bringt indes auch mit sich, dass schon ein einzelner großer Deal große Ausschläge nach oben oder unten nach sich ziehen kann", schlussfolgert Chefvolkswirt bei MERICS Max J. Zenglein.

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