Märkte der Welt

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Coface revidiert BIP-Prognosen

Erscheinungsdatum Website: 20.04.2022 14:25:03
Erscheinungsdatum Publikation: 21.04.2022

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Europa leidet unter hohen Rohstoffpreisen und Lieferproblemen

MAINZ (NfA)--Der Kreditversicherer Coface hat seine Wachstumsprognosen für das Jahr 2022 revidiert und damit auf den Krieg in der Ukraine sowie die umfangreichen Sanktionen der vergangenen Wochen reagiert.

Ökonomisch betrachtet zählen sowohl Russland als auch die Ukraine aufgrund der Sanktionsmaßnahmen beziehungsweise der Zerstörung der Produktionsmittel zu den größten Verlierern. In der Ukraine erwartet Coface derzeit einen preisbereinigten Rückgang des Bruttoinlandprodukts von 15% gegenüber dem Vorjahr, in Russland wurde die Prognose um etwa 10 Prozentpunkte auf minus 7,5% herabrevidiert.

Eine verbesserte Wachstumsprognose erhalten vor allem Länder, die reich an Rohstoffen und zugleich kaum abhängig von Importen aus Russland und der Ukraine sind. Hierzu zählen Länder im Nahen Osten wie Saudi-Arabien oder der Iran, der durch seine großen Ölreserven wieder eine Annäherung mit den USA und zumindest eine Teilaufhebung des Ölembargos erreichen könnte. Gleiches gilt für einzelne Länder im südlicheren Afrika wie Angola und Gabun, deren Ölexporte mehr denn je gefragt sein dürften.

Beim Blick auf die Weltkarte wird deutlich, dass es Regionen gibt, deren ursprüngliche Wachstumsprognosen trotz der russischen Invasion in der Ukraine stabil bleiben. Das gilt für weite Teile Lateinamerikas und Afrikas. Eine gleichbleibende BIP-Prognose bedeutet jedoch nicht, dass ein Land nicht vom Krieg in der Ukraine beeinflusst wird. Beispiel Norwegen: Dort profitiert die Ölindustrie, die jetzt deutlich mehr investieren kann und starke Exportzahlen vermeldet. ?Aber es gibt eben auch die Verlierer. Das sind die norwegischen Konsumenten, denn der Staat gibt das Öl an seine Einwohner nicht vergünstigt ab. Die Norweger müssen also ähnlich hohe Preise zahlen wie Westeuropäer. Die Gewinne und Verluste für die norwegische Wirtschaft als Ganzes gleichen sich schlussendlich aus?, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.

In den meisten Ländern Europas wurden die BIP-Prognosen für das Jahr 2022 zwischen 0,5 und 1,5 Prozentpunkte abwärtsrevidiert. Grund hierfür sind weniger die direkten Handelsbeziehungen - vielmehr spielen der Preiseffekt von Rohstoffen sowie Zulieferprobleme eine herausragende Rolle. Obwohl Russland seinen Verpflichtungen bei Gas- und Öllieferungen fast unverändert nachkommt, haben die Finanzmärkte hier einen deutlichen Rückgang antizipiert. Das hat zu einem starken Anstieg der Öl- und Gaspreise in Europa geführt. ?Die hohen Energiepreise übersetzten sich in hohe Produktions- oder Transportkosten, die dann fast alle Güter mehr oder weniger stark verteuern. In der Folge bezahlen Konsumenten mehr für ihre normalen Einkäufe und haben weniger Geld für andere Anschaffungen, wodurch das BIP-Wachstum abgebremst wird?, erklärt Christiane von Berg. Gleiches gelte auch für Unternehmen, denen dann weniger Liquidität für Investitionen zur Verfügung steht. Deutschland ist als Industriestandort mit einer starken Energienachfrage von den genannten Entwicklungen besonders betroffen.

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