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EZB/Enria: Sanktionen große Herausforderung für Banken

Erscheinungsdatum Website: 01.04.2022 17:20:02
Erscheinungsdatum Publikation: 04.04.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Einhaltung der gegen Russland verhängten Sanktionen stellt für die Banken des Euroraums nach Aussage von Andrea Enria, Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), eine große Herausforderung dar. In einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments wies Enria laut veröffentlichtem Redetext darauf hin, dass die EZB die Umsetzung der Sanktionen durch Banken nicht überwache, wohl aber, ob die Banken intern so organisiert seien, dass sie die Sanktionen einhalten können.

"Die wirksame Umsetzung der Sanktionen stellt für die Banken eine große Herausforderung dar, da sie ihre Geschäftsabläufe ständig an die vielschichtigen und sich weiterentwickelnden Sanktionsregelungen anpassen müssen", sagte Enria. Die EZB habe nicht das Mandat, die Einhaltung der verschiedenen Regelungen durch die Banken zu bewerten und durchzusetzen. Dennoch beobachte und bewerte sie die aufsichtsrechtlichen Auswirkungen der Sanktionen sehr ernsthaft.

"Unsere Aufsichtsteams tauschen sich täglich mit den Banken aus, um die aufsichtsrechtlichen Auswirkungen der Sanktionsregelungen zu erörtern und die getroffenen Maßnahmen zu bewerten. Insbesondere prüfen wir, ob die Banken angemessene interne Governance-Regelungen und Kontrollen eingeführt haben, um die Sanktionen einzuhalten", sagte der Bankenaufseher.

Enria zufolge halten sich die direkten Auswirkungen des Ukraine-Krieges für die Banken des Euroraums in Grenzen. Die direkten Engagements in Russland, der Ukraine und Belarus beliefen sich auf rund 100 Milliarden Euro und seien handhabbar. Neben den direkten Auswirkungen des Krieges beobachtet die EZB aber auch mögliche Zweitrundeneffekte auf die Banken.

"Zum jetzigen Zeitpunkt sind diese indirekten Auswirkungen schwieriger zu schätzen", sagte Enria. Sie könnten durch konzentrierte Engagements in Sektoren oder bei einzelnen Kunden, die indirekt von den Sanktionen betroffen seien, durch den Anstieg und die Volatilität auf den Energie- und Rohstoffmärkten, durch eine erhöhte Volatilität auf den Finanzmärkten und durch die allgemeine Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten in der EU entstehen.

"Wir beobachten die Risikoprofile der europäischen Banken genau und fordern die Banken auf, ihre internen Abwehrmaßnahmen gegen Cyberangriffe zu verstärken und ihre operative Widerstandsfähigkeit zu verbessern", sagte der Chef der EZB-Bankenaufsicht. Die EZB sei bereit, rasch aufsichtliche Maßnahmen zu ergreifen, sollte sich die Risikosituation einzelner Banken verschlechtern.

DJG/hab/apo/04.04.2022

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