Märkte der Welt

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Ukraine-Konflikt führt zu steigenden Insolvenzen

Erscheinungsdatum Website: 23.03.2022 15:50:04
Erscheinungsdatum Publikation: 24.03.2022

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Auch Trendwende in Deutschland erwartet

HAMBURG (NfA)--Der Welthandel und die Weltwirtschaft erhalten durch den Ukraine-Konflikt einen erheblichen Dämpfer und Insolvenzen steigen, insbesondere in Europa. Der Kreditversicherer Euler Hermes rechnet in seiner aktuellen Studie nur noch mit einem Wachstum des Welthandelsvolumens um 4% für 2022 und damit mit konfliktbedingten Einbußen um mindestens zwei Prozentpunkte. Beim globalen Bruttoinlandsprodukt gehen die Volkswirte von einem Zuwachs um 3,3% für dieses Jahr aus (minus 0,8 Prozentpunkte weniger als vor Beginn des Konflikts) und um 2,8% für 2023.

Für Deutschland hat der Kreditversicherer seine Prognose beim BIP-Wachstum ebenfalls um 1,4 Prozentpunkte auf 1,8% gesenkt. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen könnten die Insolvenzen in Europa mit 23% im Jahr 2022 deutlich stärker steigen als ursprünglich erwartet. Auch in Deutschland erwartet der Kreditversicherer mit 4% eine Trendwende bei den Pleiten.

Die aktuellen Sanktionen treffen Russlands Wirtschaft hart und das Land fällt mit minus 8% beim BIP in eine starke Rezession. Bei einer weiteren Eskalation dürfte die Wirtschaftsleistung sogar um 16% schrumpfen. Für den Welthandel insgesamt ist Russland zwar nicht systemrelevant, in einigen Bereichen dürften die jüngsten Entwicklungen dennoch spürbare Schockwellen auslösen. Containerschiffe vermeiden zudem konfliktbedingt aktuell das Schwarze Meer und nehmen weniger direkte und deutlich zeitaufwändigere und kostspieligere Routen in Kauf.

Durch die ausgebremste Weltwirtschaft steigt vielerorts das Risiko von Zahlungsausfällen und auch Insolvenzen dürften wieder merklich ansteigen, insbesondere in Europa: ?Der potenzielle Anstieg der Insolvenzen in Europa hat sich durch den Konflikt in diesem Jahr um 7 Prozentpunkte auf 23% erhöht und im kommenden Jahr um 4 Punkte auf 17%, sofern keine entsprechenden Gegenmaßnahmen implementiert werden", sagt Milo Bogaerts, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "In Deutschland sind die Insolvenzen immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau - aber die verlangsamte Konjunktur dürfte 2022 wahrscheinlich eine Trendwende auslösen, mit höheren Risiken in den sensibelsten Sektoren wie Energie, Transport und Automobilzulieferer. Wir gehen derzeit von etwa 4% mehr Insolvenzen aus als im Jahr 2021."

Zahlreiche weitere Risiken stellen Unternehmen aktuell vor große Herausforderungen: Insbesondere die Entwicklung der Energiepreise, die zu einer deutlich höheren Inflationsrate führen als ursprünglich erwartet. Die Euler Hermes-Experten haben die Prognose durch den Konflikt in der Ukraine für Deutschland um 2,2 Prozentpunkte nach oben korrigiert: Sie erwarten für die Bundesrepublik im Jahr 2022 nun eine Teuerung um 6% im Vergleich zum Vorjahr - bei einer weiteren deutlichen Eskalation des Ukraine-Konflikts sogar um 7%.

Aber auch weitere potenzielle (geo-)politische Risiken sollten Unternehmen im Auge behalten. Die Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China bergen zahlreiche Unsicherheiten.

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