Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Inflation bleibt das große Thema

Erscheinungsdatum Website: 14.01.2022 18:00:03
Erscheinungsdatum Publikation: 17.01.2022

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflation bestimmt die wirtschaftspolitische Debatte derzeit in so inflationärer Weise, dass man gerne eine große "Inflationsbereinigung" vornähme. Aber es nützt ja nichts: Auch in der nächsten Woche wird das I-Wort eine Rolle spielen: Bei den geldpolitischen Entscheidungen zweier Notenbanken, beim Protokoll der Beratungen des EZB-Rats am 15./16. Dezember und natürlich bei den Preisdaten aus zwei Ländern.

Wie liefen die Diskussionen im EZB-Rat?

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte im Dezember - auch wegen der hohen Inflation - beschlossen, die Nettoanleihekäufe unter dem Pandemieprogramm Ende März 2022 zu beenden, das aber bis zum vierten Quartal mit höheren, aber abgestuften Nettokäufen unter dem herkömmlichen APP-Programm zu flankieren. Diese Entscheidung war wie immer ein Kompromiss zwischen geldpolitischen Falken und Tauben, wobei letztere traditionell über eine solide Mehrheit in der geldpolitischen Voliere verfügen.

Nach Aussage von Präsidentin Christine Lagarde gab es in dem Gremium Meinungsverschiedenheiten zu bestimmten einzelnen Elementen der Beschlüsse. Die Mehrheit für das gesamte Paket sei aber sehr groß gewesen. "Kreise-Meldungen" zufolge waren aber besonders die "Falken" unzufrieden mit der Perspektive, dass die Wertpapierkäufe bis Ende 2022 weiterlaufen sollen, obwohl die Risiken einer anhaltend erhöhten Inflation zunehmen. In diesem Zusammenhang wurde dem Vernehmen nach auch Kritik an den Inflationsprognosen des EZB-Stabs für 2023 und 2024 (je 1,8 Prozent) laut. Die EZB veröffentlicht das Protokoll der Beratungen am Donnerstag (13.30 Uhr). Frische geldpolitische Entscheidungen fallen in der Woche in Japan und in Norwegen.

Bank of Japan hält an Kurs fest

Beobachter erwarten, dass die Bank of Japan (BoJ) an ihrer Geldpolitik festhalten wird. Der Einlagenzins wird ebenso bei minus 0,10 Prozent bleiben wie die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. Allerdings dürfte die BoJ ihre Einschätzung zu den Inflationsrisiken anpassen, um den globalen Preisanstieg zu berücksichtigen, der zum Beispiel die Fed veranlasst hat, ihre Stimulierungsmaßnahmen zu reduzieren. Die Zentralbank wird zudem ihren vierteljährlichen Prognosebericht zu Inflation und Wachstum veröffentlichen.

Verglichen mit dem Preisschub in anderen Volkswirtschaften ist die Inflation in Japan nach wie vor gedämpft, da die Unternehmen die höheren Inputpreise weiterhin auffangen können. Einige politische Maßnahmen der Regierung, wie die Senkung der Telefongebühren, halten die Verbraucherpreise ebenfalls in Schach. Die geldpolitischen Entscheidungen werden am frühen Dienstagmorgen (MEZ) veröffentlicht.

Norges Bank legt nach Zinsanhebung eine Pause ein

Die Norges Bank dürfte ihre Geldpolitik unverändert halten, nachdem sie den Leitzins im Dezember um 25 Basispunkte auf 0,50 Prozent angehoben hatte. Für etwas Furore hatte kürzlich die Nachricht gesorgt, dass Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Gouverneur der Zentralbank werden möchte. Die Zinsentscheidung wird am Donnerstag (10.00 Uhr) bekanntgegeben.

Nachrichten vom Inflationsgeschehen kommen aus Großbritannien und Deutschland. Die Statistikbehörde ONS veröffentlicht am Mittwoch (8.00 Uhr) britische Verbraucherpreisdaten für Dezember. Am Donnerstag (8.00 Uhr) kommen die deutschen Erzeugerpreisdaten für den gleichen Monat.

ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland steigen

Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland dürften gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte prognostizieren einen Anstieg des Index auf 32,5 (Dezember: 29,9) Punkte. Die Daten werden am Dienstag (11.00 Uhr) veröffentlicht.

DJG/hab/smh/sha

zurück zur Übersicht