Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB: Swapsätze überzeichnen marktbasierte Inflationserwartungen

Erscheinungsdatum Website: 13.01.2022 21:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 14.01.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflationserwartungen von Marktteilnehmern für den Euroraum sind nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht so hoch, wie inflationsindexierte Swapsätze das auf den ersten Blick nahelegen. In einem Aufsatz ihres aktuellen Wirtschaftsberichts legt die EZB dar, dass der Anstieg dieser Sätze maßgeblich auf höheren Inflationsrisikoprämien beruhe, nicht auf tatsächlich gestiegenen Inflationserwartungen.

"In jüngerer Zeit haben sich die geschätzten Inflationsrisikoprämien mit dem allmählichen Nachlassen der Effekte der Corona-Pandemie deutlich erhöht", heißt es in dem Aufsatz. Diese Prämien befänden sich nun wieder im positiven Bereich, was damit zusammenhängen könnte, dass Marktteilnehmer das Risiko anhaltender Angebotsengpässe sehen.

Laut EZB haben die Inflationsrisikoprämien bei Angebotsschocks eher ein positives Vorzeichen, bei Nachfrageschocks aber ein negatives.

Die EZB weist zudem darauf hin, dass fünfjährige Terminswapsatz in fünf Jahren wieder auf ein Niveau von nahe 2 Prozent gesunken sei. Das sei mit Blick auf das Ziel mittelfristiger Preisstabilität die relevante Größe.

Die Inflation im Euroraum ist derzeit mit 5 Prozent mehr als doppelt so hoch wie von der EZB mittelfristig angestrebt. Die EZB prognostizierte im Dezember, dass die Inflation in den Jahren 2023 und 2024 wieder bei 1,8 Prozent liegen wird. Allerdings gibt es das Risiko, dass die aktuell hohe Inflation die Inflationserwartungen steigen lässt, was wiederum zu höheren Lohnabschlüssen und damit dauerhaft höheren Erzeuger- und Verbraucherpreisen führen könnte. Eine solche Lohn-Preis-Spirale muss die EZB gemäß ihrem Mandat verhindern.

Die EZB beobachtet neben marktbasierten Inflationserwartungen auch die Erwartungen der sogenannten Professional Forecasters. Diese hatten im November für 2023 eine Inflationsrate von 1,7 Prozent prognostiziert. Der nächste Survey of Professional Forecasters wird im Februar veröffentlicht, aktuelle EZB-Prognosen kommen im März. Am Geldmarkt wird derzeit eine erste EZB-Zinserhöhung für 2022 eingepreist. EZB-Offizielle haben in jüngster Zeit wiederholt gesagt, dass sie einen solchen Schritt für unwahrscheinlich halten.

DJG/hab/apo

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