Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Fed-Chairman Powell bekommt zweite Amtszeit

Erscheinungsdatum Website: 22.11.2021 18:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 23.11.2021

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WASHINGTON (Dow Jones)--Fed-Chairman Jerome Powell bekommt eine zweite Amtszeit. Nach Mitteilung des Weißen Hauses wird US-Präsident Joe Biden ihn nominieren und damit für Kontinuität in der Geldpolitik sorgen. Fed-Gouverneurin Lael Brainard, die von einigen Demokraten favorisiert worden war, soll demnach stellvertretende Vorsitzende des Fed-Boards werden.

Damit enden monatelange Spekulationen an den Finanzmärkten über einen der wichtigsten wirtschaftspolitischen Posten der Welt. Es wird damit gerechnet, dass Powell ausreichend Unterstützung von beiden im Kongress vertretenen Parteien erhalten wird. Der ehemaligen Private-Equity-Manager war vor zehn Jahren von Präsident Barack Obama ins Fed-Board geholt und von dessen Nachfolger Donald Trump zum Chairman berufen worden.

Biden habe sowohl Powell als auch Brainard am Freitag über seine Entscheidung informiert, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Powell hatte die Unterstützung von mehreren Biden-Mitstreitern, darunter Finanzministerin Janet Yellen, die die Fed von 2014 bis 2018 geführt hatte.

Eine lautstarke Minderheit progressiver Gruppen hatte von Biden gefordert, jemanden mit einer härteren Hand bei der Bankenregulierung zu berufen, der die Kompetenzen der Notenbank nutzen würde, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Einige favorisierten Brainard. Diese unterstützte Powells Geldpolitik, wich aber in Fragen der Bankenregulierung von ihm ab.

"Wenn wir weiterhin auf den wirtschaftlichen Erfolg dieses Jahres aufbauen wollen, brauchen wir Stabilität und Unabhängigkeit bei der Federal Reserve - und ich habe volles Vertrauen nach der Feuerprobe in den vergangenen 20 Monaten, dass der Vorsitzende Powell und Dr. Brainard die starke Führung bieten werden, die unser Land braucht", heißt es in einer Erklärung Bidens.

Powell steht vor einer heiklen Aufgabe: Die stürmische Erholung von der Covid-19-Pandemie und die Reaktion der Regierung hat die Nachfrage stark angekurbelt und die globalen Versorgungsketten unterbrochen. Das hat die Inflation auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt steigen lassen.

Die Notenbank will darauf einerseits nicht überreagieren, indem sie die Zinsen anhebt und die Wirtschaft abkühlt, weil die Engpässe in der Versorgungskette mit der Zeit von selbst schwinden dürften. Sie will aber auch nicht zu schwach reagieren, wenn die Löhne steigen und einen traditionellen Inflationszyklus anheizen.

Powell wird von Anhängern innerhalb der Regierung und auf den Märkten als ein Mann mit ruhiger Hand betrachtet, dessen umfassende persönliche Kontakte dazu beigetragen haben, die parteiübergreifende Unterstützung für die Zentralbank wiederherzustellen - ein Jahrzehnt, nachdem ihr Ruf durch die Finanzkrise von 2008 schwer angeschlagen war.

Biden kann der Notenbank mit drei zusätzlichen Berufungen seinen Stempel aufdrücken. Im siebenköpfigen Board of Governors gibt es bereits eine Vakanz, und die Amtszeit von Vize-Chairman Richard Clarida als Gouverneur wird im Januar auslaufen. Randal Quarles will sich bis Jahresende zurückziehen. Wie das Weiße Haus mitteilte, wird Biden die Nominierungen Anfang Dezember bekanntgeben.

DJG/DJN/hab/mgo/kla

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