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EZB/Panetta: Vertrauen in Privatgeld durch digitales Zentralbankgeld

Erscheinungsdatum Website: 19.11.2021 18:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 22.11.2021

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FRANKFURT (Dow Jones)--Das Vertrauen der Menschen in ihre Bankguthaben könnte nach Aussage von EZB-Direktor Fabio Panetta in Zukunft auch davon abhängen, dass es ein digitales Zentralbankgeld gibt. Panetta wies in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments darauf hin, dass Bankguthaben oder Kreditlinien als Forderungen gegenüber einem privaten Emittenten weniger sicher seien als Zentralbankgeld, dass aus Sicht von Konsumenten derzeit nur in Form von Bargeld existiert.

"Die vollständige Konvertierbarkeit von privatem Geld in Zentralbankgeld ist die Grundlage dafür, dass es das Vertrauen der Menschen genießt, und unterstützt dessen breite Akzeptanz", sagte Panetta laut veröffentlichtem Redetext. Die Menschen überließen die Verwahrung und Nutzung ihres Geldes ohne zu zögern privaten Intermediären, weil sie regelmäßig zum Geldautomaten gehen und problemlos Geld von ihrem Konto abheben könnten.

"Wir verlassen uns darauf, dass wir Geld bekommen, wann immer wir wollen, und dass wir, wenn private Geldformen nicht genutzt werden können, immer noch bar bezahlen können", so Panetta. Ein Ansturm auf privates Geld setze normalerweise nur ein, wenn das Vertrauen in diese Konvertierbarkeit schwinde. "Das bedeutet nicht, dass nicht auch andere Sicherungsvorkehrungen wie Bankenregulierung und -aufsicht, Einlagensicherung und die Kapitalmarktüberwachung wichtig und wirksam sind", sagte Panetta. Sie müssten aber durch den Anker der Konvertierbarkeit ergänzt werden.

Allerdings bevorzugen die Konsumenten immer häufiger digitale Bezahlformen. "In einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft könnte Bargeld verdrängt werden, da es den Zahlungsbedürfnissen der Menschen nicht mehr gerecht wird", warnte der EZB-Direktor. Es gäbe kaum noch einen Grund, Bargeld zu halten, wenn man es nicht mehr als Tauschmittel verwenden könnte. Zwar werde die EZB auch künftig Bargeld anbieten, gleichzeitig müsse sie aber auch sicherstellen, dass Zentralbankgeld weiterhin uneingeschränkt verwendet werden und auch dann ein wirkungsvoller Anker sein kann, wenn sich das Zahlungsverhalten verändere.

DJG/hab/sha/22.11.2021

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