Märkte der Welt

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Wirtschaftsweise drängen auf Transformation der Wirtschaft

Erscheinungsdatum Website: 10.11.2021 15:00:05
Erscheinungsdatum Publikation: 11.11.2021

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Klimaneutralität und Digitalisierung bieten große Potenziale

BERLIN (NfA)--Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, umgangssprachlich als die "Wirtschaftsweisen" bezeichnet, hat sein Jahresgutachten 2021/22 veröffentlicht. Das Gutachten trägt den Titel "Transformation gestalten: Bildung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit" und beschäftigt sich neben der Analyse der gegenwärtigen, noch immer von der Pandemie geprägten, konjunkturellen Lage und den Prognosen für die nahe Zukunft, intensiv mit den großen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte.

Die Ökonomen erwarten, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2022 das Vorkrisenniveau erreichen wird. Die derzeit fast allgegenwärtigen Lieferengpässe würden zu einer Verschiebung der industriellen Produktion ins neue Jahr führen, weswegen die Ökonomen ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2022 erhöhten.

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung unterliege bedeutenden Risiken. Erneute umfassende pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende Liefer- und Kapazitätsengpässe könnten die Erholung stärker beeinträchtigen als die Prognose unterstellt. Wenn die Engpässe aber schneller überwunden werden, eröffne sich die Chance, dass die aufgestaute Konsum- und Investitionsnachfrage für einen dynamischeren Aufschwung sorgen könnte.

Der Sachverständigenrat erwartet in Deutschland eine Inflationsrate von 3,1% für das Jahr 2021 und von 2,6% für das Jahr 2022. Länger anhaltende angebotsseitige Engpässe, höhere Lohnabschlüsse und steigende Energiepreise bergen jedoch das Risiko, dass eigentlich temporäre Preistreiber zu persistent höheren Inflationsraten führen könnten.

Im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen Digitalisierung und Klimaschutz verweist das Gutachten explizit auf die ökonomischen Chancen, die sich aus den Transformationsprozessen ergeben. Die Flexibilität virtueller Prozesse und Kommunikationsmittel könnte bei richtiger Implementierung die Produktivität von Unternehmen erhöhen und die Kosten gegenüber klassisch analogen Strukturen verringern.

Auch im Übergang zu einer kohlenstoffarmen, nachhaltigen Wirtschaftsweise sehen die Ökonomen mehr Chancen als Gefahren für zukünftiges Wachstum. Neue Geschäftsmodelle und und Innovationen für nachhaltige Produktionsmethoden könnten die Produktivität stärken und Prozesse effizienter machen.

Als Bremsblock, der zügig beseitigt werden müsse, werden die Probleme beim Abfluss bereits zur Verfügung stehender Investitionsmittel identifiziert. So sei in zu vielen Fällen nicht die Finanzierung, sondern die tatsächliche Umsetzung von Projekten das eigentliche Hemmnis. Zum einen behinderten aufwendige Planungs-, Genehmigungs- und Gerichtsverfahren eine schnellere Umsetzung von Investitionen. Zudem verhinderten fehlende Kapazitäten und mangelnde Expertise in der lokalen Verwaltung eine zeitnahe Umsetzung von Projekten. Der Sachverständigenrat fordert entsprechende institutionelle Reformen, etwa die Auslagerung der operativen Umsetzung von zukunftsorientierten Projekten in rechtlich eigenständige Institutionen.

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