Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Großbritannien: Es geht im Ranking der deutschen Partner immer weiter nach hinten

Erscheinungsdatum Website: 12.10.2021 15:05:30
Erscheinungsdatum Publikation: 13.10.2021

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"Autofaktor" bremst / Von Marc Lehnfeld

LONDON (NfA/GTAI)--Das Vereinigte Königreich verliert für den deutschen Warenaußenhandel immer stärker an Bedeutung. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete als erste, dass die britische Insel in diesem Jahr erstmals seit 1950 aus den Top 10 der wichtigsten deutschen Handelspartner fallen könnte.

Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts ist der deutsche Warenaustausch mit dem Königreich im ersten Halbjahr 2021 um 2,3% im Vergleich zur Vorjahresperiode zurückgegangen. Mit fast allen anderen wichtigen Handelspartnern verzeichnete Deutschland hingegen zweistellige Wachstumsraten. Insgesamt könnte das Vereinigte Königreich dieses Jahr um drei Plätze auf den 11. Rang der wichtigsten deutschen Handelspartner abrutschen.

Begonnen hat der Abwärtstrend im Jahr des Brexit-Referendums 2016, als das Königreich noch stabil auf Rang fünf der wichtigsten deutschen Handelspartner lag. In dem Jahr brach der bilaterale Handel um 4,6% ein, 2017 stagnierte der deutsch-britische Außenhandel. Mit einem weiteren Rückgang im bilateralen Handel 2018 rutschte das Königreich auf den sechsten Platz und in den Folgejahren immer weiter ab.

Seit 2016 wächst der Außenhandel mit dem Vereinigten Königreich langsamer als der deutsche Warenaustausch mit der Welt insgesamt. Während der Handel mit China und Polen seit 2016 jährlich um durchschnittlich 5,7 beziehungsweise 5,1% zulegte, schrumpfte er mit dem Vereinigten Königreich um 4,4%. Ein ähnlicher Abwärtstrend lässt sich auch im deutsch-französischen Handel beobachten.

Der Rückgang im deutsch-britischen Handel liegt vor allem am kränkelnden deutschen Export. Die deutschen Warenimporte von der britischen Insel entwickelten sich hingegen verhältnismäßig stabil. Der deutsche Exportanteil - also der Anteil der Exporte am deutsch-britischen Außenhandel - ist von 70,7% 2016 auf 65,7% 2020 gesunken.

Beim Blick auf die einzelnen Produktkategorien werden die Verschiebungen innerhalb des deutsch-britischen Handels deutlich. Gerade der "Faktor Automobil", also der Warenaustausch mit Pkw und Kfz-Teilen, bremst den Austausch der beiden Länder. Seit 2016 ist er im Durchschnitt um 12,3% pro Jahr eingebrochen, also stärker als der gemeinsame Außenhandel insgesamt. Besonders schwach entwickelte sich daneben auch die Gütergruppe der chemischen Erzeugnisse, vor allem die medizinischen und pharmazeutischen Erzeugnisse.

Der Exportschlager Automobil dominiert die deutsch-britische Handelsentwicklung. Deutsche Neuwagenlieferungen machten 2020 immerhin 11% des deutsch-britischen Gesamthandels aus. Seit 2016 sanken die Ausfuhren von deutschen Neuwagen jährlich um durchschnittlich 14,1%, während auch die Neuregistrierungen auf der britischen Insel im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 11,8% pro Jahr eingebrochen sind. Das liegt einerseits am außergewöhnlich starken Jahr 2016, in dem mit 2,7 Mio Fahrzeugen so viele Pkw wie nie auf der britischen Insel verkauft wurden.

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