Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Lage der Weltwirtschaft und Inflation Themen bei IWF-Tagung

Erscheinungsdatum Website: 11.10.2021 17:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 12.10.2021

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BERLIN (Dow Jones)--Die erfolgreichen Maßnahmen im Kampf gegen die weltweite Corona-Krise, die bessere Verteilung der Impfstoffe gegen das Coronavirus und die steigenden Inflationsraten werden Thema sein bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen sollten bei der Diskussion um steigende Preise die unterschiedlichen Ursachen auf beiden Seiten des Atlantiks berücksichtigt werden.

In den Diskussionen der Finanzminister und Zentralbankchefs in Washington werde es darum gehen, dass es eine deutliche Erholung der Weltwirtschaft von der coronabdingten Wirtschaftskrise gebe. Allerdings sei diese nicht in allen Regionen gleich gut, erklärte ein hochrangiger Beamter aus dem Bundesfinanzministerium, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Auch werde es bei dem Treffen darum gehen, ob die höheren Inflationsraten nur temporäre Erscheinungen seien, die bedingt seien durch stark gesunkene Rohstoff- und Energiepreise in der Corona-Krise und nun wieder stark anstiegen.

In Ländern wie Deutschland etwa gebe es technische Effekte aufgrund der zeitlich befristeten Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr. Diese habe nun zu einem Inflationsschub geführt. "Das ist aber ganz klar ein temporärer Effekt", so der Beamte.

Unterschiedliche Nuancen in globalen Inflationsdaten

Bei dem Jahrestreffen in Washington, zu dem Bundesfinanzminister Olaf Scholz trotz der laufenden Sondierungsgespräche zu einer von ihm geführten Ampel-Koalition persönlich reisen wird, werde man darüber reden, ob es darüber hinaus Inflationsdynamiken gibt, die einen bleibenderen Charakter haben könnten und ob die Notenbanken daher gegensteuern müssten.

"Das ist sicherlich ein Thema, das eine Rolle spielt", so der Beamte. Aber man habe Daten, die "in ihren Nuancen etwas unterschiedlich (sind) zum Beispiel auf unterschiedlichen Seiten des Atlantiks".

Insgesamt zeigte er sich zufrieden mit den globalen Hilfsmaßnahmen durch Regierungen und Zentralbanken, um einen dauerhaften globalen Einbruch der Wirtschaft und globale Massenarbeitslosigkeit zu verhindern.

"Da muss sich Deutschland nicht verstecken", sagte der Beamte. Dank der Hilfsprogramme hätten zahlreiche Unternehmen in Deutschland vor der Insolvenz bewahrt werden können. Es sei zudem beruhigend, dass die Nachfrage nach Unternehmenshilfe nun deutlich zurückgegangen sei. Daran sehe man, dass eine Phase der Erholung eingetreten sei.

Auch sei klar, dass die Notenbanken einen nennenswerten Anteil daran haben, "dass diese Stabilisierung ganz gut gelungen ist und wir in der aktuellen Situation tatsächlich eben Diskussionen über Inflationsfragen haben" und weniger über einen sehr tiefen Einbruch und Massenarbeitslosigkeit in vielen Ländern. "Das ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte", so der Beamte.

Scholz wird am Dienstag und Mittwoch persönlich in Washington sein. Das Treffen der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20), sowie die Jahrestagung von IWF und der Weltbank werden in hybridem Format stattfinden. Neben der Lage der Weltwirtschaft und der Inflation wird es auch um die massive Auswirkungen von Lieferengpässen auf die Industrie gehen.

Das Treffen wird überschattet von Vorwürfen gegen IWF-Chefin Kristalina Georgiewa, sie habe während ihrer vorherigen Funktion in der Weltbank Druck ausgeübt, dass ein Ranking von China im "Doing Business"-Bericht geschönt wurde.

DJG/aat/sha

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