Euro Intern

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Buch: Krisenmodus in Finanzregulierung rechtzeitig beenden
Erscheinungsdatum Website: 08.10.2021 18:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 11.10.2021
FRANKFURT (Dow Jones)--Banken und andere Finanzmarktakteure sollten sich darauf einstellen, dass Regelsetzer und Aufseher im Zuge der Normalisierung des Wirtschaftsgeschehens ihre in der Corona-Krise erlassenen Erleichterungen bald zurücknehmen. "Widerstandsfähige Banken und Finanzmärkte sind die erste Verteidigungslinie des globalen Finanzsystems. Mit der wirtschaftlichen Erholung sollte daher in der Regulierung rechtzeitig vom Krisen- in den Präventionsmodus geschaltet werden", erklärte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch im Vorfeld der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank.
Der deutsche Ausschuss für Finanzstabilität hatte kurz vor Beginn der Corona-Krise den antizyklischen Kapitalpuffer für Banken aktiviert, diesen Schritt aber kurz darauf wieder rückgängig gemacht. Grund war, dass die Aufsichtsbehörden eine ausreichend starke Kreditversorgung der Wirtschaft gewährleisten wollten.
Buch sagte weiter: "Im Finanzsystem bauen sich weiter Verwundbarkeiten auf: die Verschuldung ist gestiegen, niedrige Zinsen fördern eine Suche nach Rendite, zukünftige makroökonomische Risiken könnten unterschätzt werden." Staatliche Maßnahmen hätten die realwirtschaftlichen Folgen der Pandemie wirksam gedämpft, indirekt sei so auch das Finanzsystem von den Folgen der Krise abgeschirmt worden.
In einer Rede in München führt die Bundesbank-Vizepräsidentin am Nachmittag weitere Schwachstellen auf: Starke Wertsteigerungen, etwa bei Immobilien, bergen ein Rückschlagpotenzial. Banken finanzieren vermehrt - relativ gesehen - finanziell schwächere Unternehmen und gerade weil das Krisenmanagement so erfolgreich war, könnte unterschätzt werden, dass Kreditrisiken in Rezessionen üblicherweise steigen.
Wie aus einigen im Vorfeld der IWF-Jahrestagung veröffentlichten Dokumenten hervorgeht, machen sich die obersten Aufsichtsgremien Sorgen über die Risiken, die von Kryptowährungen (Stablecoins) ausgehen. Der IWF veröffentlicht am 12. Oktober seinen Finanzstabilitätsbericht, bei dem dieses Thema zur Sprache kommen dürfte.
DJG/hab/smh/11.10.2021