Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.
ZEW-Index sinkt - US-Inflationsdruck steigt
Erscheinungsdatum Website: 08.10.2021 17:15:02
Erscheinungsdatum Publikation: 11.10.2021
FRANKFURT (Dow Jones)--Über Deutschland ist der Herbst hereingebrochen - sowohl meteorologisch als auch konjunkturell. In der kommenden Woche wird der erste wichtige Konjunkturindikator des vierten Quartals veröffentlicht - die ZEW-Konjunkturerwartungen. Beobachter rechnen mit einem wenig herzerwärmenden Ergebnis, nämlich einem Rückgang, was hauptsächlich auf die sich verschärfenden Lieferkettenprobleme nach dem Ende der akuten Corona-Krise zurückzuführen ist.
Hier hat auch der ungewöhnlich hohe Inflationsdruck seine Ursache, über den in der Woche das US-Arbeitsministerium berichten wird. Analysiert wird die herbstliche Gemengelage vom Internationalen Währungsfonds (IWF), der vor seiner Jahrestagung einen aktuellen Weltwirtschaftsausblick veröffentlicht.
Die vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland sinken seit Juni und dürften im Oktober nur noch knapp über ihrem langjährigen Durchschnittswert von 23 Punkten gelegen haben - bei 24,0 (September: 26,5) Punkten. Für die Lagebeurteilung wird ein Rückgang auf 28,0 (31,9) Punkte prognostiziert. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Probleme der Industrie bei der Belieferung mit Materialien und Vorprodukten halten länger an als bisher erwartet, in der Autoindustrie verschärfen sie sich sogar.
IWF dürfte Prognose für Weltwirtschaftswachstum 2021 senken
Volkswirte senken deshalb ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum, und es ist zu erwarten, dass auch der IWF das tun wird. Das ZEW veröffentlicht seinen Bericht am Dienstag (11.00 Uhr), der Weltwirtschaftsbericht folgt am gleichen Tag (15.00 Uhr). In ihm dürfte die Frage nach der Entwicklung der Inflation eine tragende Rolle spielen, wie jüngste IWF-Aussagen zeigen.
Der IWF rechnet damit, dass die Inflation in den sogenannten entwickelten Volkswirtschaften im nächsten Jahr wieder sinken wird - das gilt aber vor allem für Europa und Japan. In den USA dürfte der Preisdruck nach Einschätzung des IWF dagegen hoch bleiben, wie IWF-Chefin Kristalina Georgieva in ihrer Rede im Vorfeld der Jahrestagung sagte.
Volkswirte rechnen damit, dass die US-Verbraucherpreise im September wie schon im Vormonat mit einer Jahresrate von 5,3 Prozent gestiegen sind. Für die Kernteuerung wird ein Anstieg auf 4,1 (4,0) Prozent prognostiziert. Die US-Notenbank strebt mittelfristig 2 Prozent Inflation an, ist aber bereit, ein gewisses Überschießen zu dulden.
Finanzmärkte fürchten straffere Geldpolitik
An den Finanzmärkten wird diese Entwicklung mit Sorge verfolgt, denn die hohen Bewertungen an den Anleihe- und Aktienmärkten lassen sich nur mit der Aussicht auf längere Zeit niedrige Zinsen rechtfertigen. Die Fed hat zuletzt kommuniziert, dass sie im November mit einer Verringerung ihrer Anleihekäufe beginnen dürfte und ihre Zinsen 2022 anheben könnte.
Näheren Aufschluss über die Diskussionen könnte das Protokoll der FOMC-Sitzung bringen, das am Mittwoch (20.00 Uhr) veröffentlicht wird. Weitere US-Daten mit Inflationsbezug sind die Erzeuger- und Importpreiszahlen, die am Donnerstag und Freitag, jeweils um 14.30 Uhr, kommen.
DJG/hab/apo/mgo