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Bankenverband: Wirtschaft erholt sich trotz Unsicherheiten weiter

Erscheinungsdatum Website: 24.09.2021 16:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 27.09.2021

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BERLIN (Dow Jones)--Obwohl die Risiken für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland zuletzt wieder zugenommen haben, erholt sich die deutsche Wirtschaft nach der jüngsten Konjunkturprognose der privaten Banken spürbar. Demnach rechnen deren Chefvolkswirte in ihrer Herbstprognose für das laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent. "Sehr erfreulich ist, dass die deutsche Wirtschaft damit bis Ende des Jahres ihr Vorkrisenniveau wieder erreichen dürfte", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Christian Ossig.

"Damit die Wirtschaft nicht an Fahrt verliert, brauchen wir möglichst schnell nach der Wahl eine Koalition mit der Kraft zum Aufbruch." Im kommenden Jahr rechnen die Ökonomen mit einem Wirtschaftswachstum von 4,6 Prozent. Dabei beruhe gut die Hälfte dieses Wachstumsschubs auf dem Rückenwind des Vorjahres. Größte Unsicherheitsfaktoren seien die wieder gestiegenen Corona-Infektionszahlen sowie erhebliche Liefer- und Produktionsengpässe, die insbesondere der deutschen Industrie zusetzten.

Stärkste Stützen des Wachstums bleiben laut Bankenverband der deutlich belebte Welthandel und vor allem der private Konsum. "Wir rechnen für 2022 mit einem Plus von 7,0 Prozent beim privaten Verbrauch. Das wäre mit Abstand der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung", sagte Ossig. Das "Zwangssparen" durch Corona scheine vorbei zu sein, die Nachholeffekte würden bis ins nächste Jahr hinein tragen. Für dieses Jahr erwartet der Bankenverband noch lediglich ein Plus von 0,5 Prozent beim privaten Konsum.

Außenhandel legt deutlich zu

Für die Ausrüstungsinvestitionen rechnen die Ökonomen mit Zuwächsen um 7,0 Prozent in diesem und 6,5 Prozent im kommenden Jahr. Die Exporte steigen nach ihren Berechnungen 2021 um 10,0 Prozent und 2022 um 6,0 Prozent, die Importe um ebenfalls 10,0 Prozent in diesem und um 6,5 Prozent im nächsten Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte 2021 auf 2,610 Millionen und 2022 auf 2,330 Millionen sinken.

Den Verbraucherpreisanstieg in Deutschland veranschlagen die Bankenvolkswirte in diesem Jahr im Schnitt auf 2,8 Prozent und im kommenden auf 2,0 Prozent. Die aktuell deutlich ansteigenden Verbraucherpreise im gesamten Euroraum seien vor allem auf temporäre Sondereffekte zurückzuführen: etwa ein extrem niedriges Ausgangsniveau bei den Rohstoffpreisen, pandemie- und lockdownbedingte Nachholeffekte oder auch die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung in Deutschland im vergangenen Jahr.

Inflation könnte sich mittelfristig in EZB-Zielbereich einpendeln

Im kommenden Jahr dürfte die Teuerungsrate wegen der auslaufenden Sondereffekte wieder sinken. Die EZB werde daher die Leitzinsen aller Voraussicht nach bis mindestens 2023 niedrig halten. Auf Sicht von zwei bis vier Jahren rechnen die Chefvolkswirte mit einer Preisentwicklung, die sich auf dem Zielniveau der EZB von rund 2 Prozent einpendelt. "Das wäre für die EZB ein sehr positives Szenario und könnte endlich Perspektiven eröffnen, dass sie dann ihre sehr expansive Geldpolitik behutsam zurückfährt", sagte Ossig.

DJG/ank/smh/27.09.2021

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