Euro Intern

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EZB/Weidmann: Risiko zu hoher Inflation nicht ausblenden

Erscheinungsdatum Website: 03.09.2021 17:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 06.09.2021

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die sehr expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann aufgrund der schwachen Inflationsaussichten gerechtfertigt. Bei einer Bankenaufsichtskonferenz warnte Weidmann aber davor, die Inflationsrisiken vollkommen aus dem Blick zu verlieren.

"Zuletzt lag die Inflationsprognose für den Euroraum in den kommenden Jahren deutlich unter der Zielrate, daher ist eine expansive Geldpolitik weiterhin angemessen", sagte Weidmann laut veröffentlichtem Redetext. Er fügte hinzu: "Doch wir sollten eben auch das Risiko einer zu hohen Inflation nicht ausblenden. Angesichts der bestehenden Unsicherheit sollten wir den sehr lockeren Kurs der Geldpolitik nicht für zu lange festschreiben."

Der Präsident der Bundesbank wies darauf hin, dass die EZB in der nächsten Woche neue Inflationsprognosen veröffentlichen werde, denen er nicht vorgreifen wolle. Weidmann plädierte zudem dafür, die Wertpapierkäufe im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP rechtzeitig zu verringern. "Wegen der andauernden Unsicherheit können wir den PEPP-Ausstieg aber nicht weit im Voraus festlegen", sagte er. Damit die PEPP-Nettokäufe dann nicht ruckartig enden müssten, sollte die EZB sie schon vorher schrittweise zurückfahren, wenn es die Situation erlaube.

Der EZB-Rat wird in der nächsten Woche darüber entscheiden, ob die EZB ihre PEPP-Käufe im vierten Quartal mit einem erhöhten Tempo fortführen wird. Zuletzt hatte sie ihre Anleihebestände unter diesem Programm monatlich um 80 Milliarden Euro erhöht.

Weidmann warnte außerdem, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland aufgrund der Materialknappheit in der Industrie 2021 etwas schwächer als bisher erwartet ausfallen könnte. Das Wachstum könnte etwas geringer "als in unserer Prognose vom Juni erwartet" liegen, sagte er. Die Bundesbank hatte im Juni einen kalenderbereinigten Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7 Prozent prognostiziert.

DJG/hab/mgo/06.09.2021

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