Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Deutschland: Insolvenzen auf neuem Niedrigstand
Erscheinungsdatum Website: 29.03.2021 16:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 30.03.2021
Deutschland schneidet im internationalen Vergleich gut ab
HAMBURG (NfA)--Gute Nachrichten für die deutschen Unternehmen: Insolvenzen bleiben trotz eines leichten Anstiegs um rund 6% auch 2021 voraussichtlich auf künstlich niedrigem Niveau. Die Fallzahlen dürften im laufenden Jahr sogar geringer ausfallen als vor der Pandemie 2019. Der Grund dafür sind die umfangreichen Maßnahmenpakete, um die Folgen der Corona-Pandemie für die Unternehmen teilweise abzufedern, wie der Kreditversicherer Euler Hermes in seiner neuen Analyse beschreibt.
Mit der Verlängerung und Ausweitung dieser Maßnahmen Ende 2020 erwartet Euler Hermes auch für 2021 keinen sprunghaften Anstieg der Firmenpleiten. Ausgehend von den aktuellen Rahmenbedingungen prognostiziert der Kreditversicherer zwar einen Zuwachs der Insolvenzen in Deutschland dieses Jahr um 6%, allerdings erst ab dem zweiten Halbjahr und von sehr niedrigem Niveau kommend.
Erst im Laufe von 2022 dürften die Pleiten um rund 15% zunehmen. Die Fallzahlen 2022 dürften dann jedoch nur etwa 4% höher liegen als 2019, vor der Pandemie. Das entspricht in etwa dem Niveau von 2017. Damit steht Deutschland im internationalen Vergleich gut da.
?Es ist paradox: Trotz einer der größten Wirtschaftskrisen sind Insolvenzen in Deutschland im vergangenen Jahr mit rund minus 15% deutlich auf einen neuen Niedrigstand seit 1993 gesunken?, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. ?Das zeigt, wie stark die Insolvenzentwicklung von der tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und dem aktuellen Zustand der Unternehmen entkoppelt ist.?
Die Insolvenzentwicklung ist derzeit nicht von Marktmechanismen, sondern von der weiteren Entwicklung und dem Fortbestand von Unterstützungsmaßnahmen abhängig. ?Das wird nicht ewig so weitergehen?, sagt Van het Hof. ?Aber auch mit der sukzessiven Rückkehr in eine neue Normalität ist ein umgehender oder sprunghafter Anstieg dadurch erst einmal nicht in Sicht. Für deutsche Unternehmen ist dies zunächst eine gute Nachricht in diesen herausfordernden Zeiten.?
Trotz des erneuten und verlängerten Lockdowns, der viele Branchen empfindlich trifft, sind mit zunehmendem Impffortschritt die gesamtwirtschaftlichen Aussichten für 2021 relativ gut, und am Horizont winkt ab voraussichtlich dem zweiten Halbjahr ein ?Nachhol-Boom? sowie eine deutliche wirtschaftliche Erholung.
Die Entwicklung ist allerdings sehr uneinheitlich. Firmen sollten deshalb weiterhin wachsam bleiben und ganz genau auf ihre Abnehmer schauen: ?Unternehmen sollten weiterhin auf ein sorgfältiges Risikomanagement achten und sich weder allein durch die jüngste Insolvenzentwicklung in falscher Sicherheit wiegen noch von großen und bekannten Namen täuschen lassen?, sagt Van het Hof. ?Trotz insgesamt rückläufiger Fallzahlen sind in Deutschland die erwarteten Forderungsverluste, also die Schäden, die den Unternehmen voraussichtlich durch die Insolvenzen entstehen, deutlich gestiegen: von 26,3 Mrd Euro 2019 auf über 42 Mrd 2020. Zudem haben sich letztes Jahr große Insolvenzen in Deutschland gegen den allgemeinen Trend fast verdoppelt, mit entsprechenden Schneeballeffekten auf die Lieferketten."