Märkte der Welt

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Impfprobleme lassen Europa den Anschluss verlieren

Erscheinungsdatum Website: 24.03.2021 14:45:08
Erscheinungsdatum Publikation: 25.03.2021

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Die USA lassen Covid-19 schneller hinter sich / Von Eric Sylvers und Paul Hannon

MAILAND/LONDON (Dow Jones)--Eine temporeiche Impfkampagne in den USA verheißt Amerikanern für den Sommer Strandurlaube, Grillabende und Roadtrips. Im Gegensatz dazu sieht es in Europa eher trübe aus.

Die Regierungen der EU-Staaten hatten gehofft, dass in den ersten Monaten 2021 genügend Menschen geimpft werden könnten, um die Restriktionen zu lockern und einen relativ normalen Sommer zu ermöglichen. Für Millionen von Unternehmen, die im Winter darbten, vor allem in den Urlaubsländern Italien, Griechenland und Spanien, wäre das eine immense Erleichterung gewesen. Stattdessen bedeutet das langsame Impftempo in der EU, dass die Erholung der Wirtschaft wohl weit hinter jener der USA zurückblieben wird. Einige vom Tourismus abhängige Volkswirtschaften wie die spanische könnten dieses Jahr erneut schrumpfen.

Eine Reihe von EU-Ländern hat neue strikte Eindämmungsmaßnahmen und Teil-Lockdowns wieder eingeführt, um die hohen Ansteckungszahlen zu bekämpfen. Wie aus Daten von Google Mobility hervorgeht, liegen die Bewegungsmuster für Besuche in Shoppingcentern, Restaurants und Cafes in Westeuropa etwa auf der Hälfte des Niveaus von vor der Pandemie. In den USA ist die Mobilität nur noch etwa 10% unter dem Vorkrisenniveau. Die Eindämmungsmaßnahmen bedeuten, dass die Wirtschaft der Eurozone in den ersten drei Monaten 2021 erneut schrumpfen wird, während die US-Wirtschaft um 1,5% wachsen wird. Tourismus und Reisetätigkeit tragen rund 13% zum Bruttoinlandsprodukt Italiens bei, wie aus Daten des World Travel and Tourism Council hervorgeht. In Spanien sind es 14%, in Griechenland 21. Der Anteil der USA und der meisten nordeuropäischen Länder liegt bei unter 10%.

Die langsame Impfkampagne verbunden mit einer dritten Welle könnte dazu führen, dass die Wirtschaft noch monatelang feststecken wird. Große EU-Länder wie Frankreich, Deutschland und Italien haben weniger als 10% der Menschen mit mindestens einer Dosis geimpft, in den USA sind es schon 23%. Die EU hat ihren Mitgliedstaaten verordnet, 70% ihrer Bevölkerung bis September geimpft zu haben, was die meisten Länder auch glauben zu erreichen oder übertreffen zu können. Aber die Geschwindigkeit bleibt unsicher angesichts der Lieferprobleme und der mäßigen Impfbereitschaft von Teilen der Bevölkerung.

Vor dem holprigen Start der EU-Impfprogramme hatten Politiker für die drei Monate bis Juni eine leichte Erholung der Wirtschaft erwartet, die mit den steigenden Impfungen im Sommer richtig Fahrt aufnehmen würde. In den Szenario würden nur knapp die Hälfte der 19 Mitglieder der Eurozone bis Ende des Jahres auf Vorkrisenniveau zurückkehren, während sich die Wirtschaft des Euroraums um 4% wachsen würde, verglichen mit einem erwarteten Wachstum in den USA von 6,5%.

Ein Verlust des Sommertourismusgeschäfts wäre ein schwerer Schlag. Wenn die Wiedereröffnungen um drei Monate oder länger verschoben werden, geht die EU von einem Wirtschaftswachstum in der Eurozone von nur noch 2,5% in diesem Jahr aus. Statt Vorkrisenniveau Anfang nächsten Jahres zu erreichen, würde sich die Wirtschaft nicht vor Ende 2022 erholen. Überdies könnte eine langsame Erholung der Wirtschaft in der Eurozone langfristige Schäden anrichten.

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