Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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De Guindos: EZB achtet genau auf mittelfristigen Inflationsausblick

Erscheinungsdatum Website: 02.03.2021 16:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 03.03.2021

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos nicht beunruhigt über den deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise zu Jahresbeginn. In einem Interview mit der Zeitung Publico räumte de Guindos aber ein, dass die Inflation mittelfristig durchaus steigen könnte, und zwar weltweit. "Es gibt strukturelle Faktoren, die die Inflation weltweit treiben könnten, zum Beispiel stärker regionale Lieferketten oder eine Globalisierung, die langsamer abläuft als in den vergangenen zehn Jahren", sagte de Guindos.

De Guindos verwies zudem auf kurzfristig widerstreitende Kräfte in der Inflationsentwicklung. Auf der einen Seite gebe es die Pandemie und ihren Einfluss auf die Output-Lücke, in der sich ein Mangel an Nachfrage zeige. Auf der anderen Seite gebe es die geld- und fiskalpolitischen Stimuli, plus steigender Rohstoffpreise und einer Erholung der weltweiten Nachfrage. "Alles in allem würde ich sagen, dass wir wegen der Inflation kurzfristig nicht besonders beunruhigt sein müssen, und mittelfristig werden wir sie wie immer sehr genau beobachten", sagte de Guindos.

Bezüglich der gestiegenen Anleiherenditen äußerte sich der EZB-Vizepräsident nicht eindeutig. Er sagte: "Wir müssen sehen, ob der Anstieg der nominalen Renditen die Finanzierungsbedingungen verschlechtert. Wenn das der Fall ist, dann sind wir offen für eine Rekalibrierung unseres Programms einschließlich der Größe des Pandemiekaufprogramms PEPP."

Andererseits wies de Guindos darauf hin, dass die Renditen zwar gestiegen seien, nicht aber die Renditeabstände zwischen den Staatsanleihen der Euro-Länder. "Das bedeutet, dass unser Programm in der Weise funktioniert, dass es eine Fragmentierung verhindert", sagte er. Die EZB werde nun versuchen herauszufinden, ob der Anstieg der Renditen auf Inflationstrends beruhe oder ob es sich um andere Faktoren handele, die die Erholung behindern könnten. "Eine Sache ist klar: Wir haben die Flexibilität zu reagieren", betonte de Guindos.

DJG/hab/brb

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