Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Ökonomen unzufrieden mit der Corona-Wirtschaftspolitik

Erscheinungsdatum Website: 02.03.2021 16:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 03.03.2021

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BERLIN (Dow Jones)--Die aktuelle Corona-Wirtschaftspolitik stößt bei Wirtschaftswissenschaftlern auf Kritik. Fast die Hälfte der Volkswirte an deutschen Universitäten ist "eher unzufrieden" (27 Prozent) oder "sehr unzufrieden" (20 Prozent), wie aus dem aktuellen Ökonomenpanel des Ifo-Instituts und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hervorgeht. 30 Prozent antworteten mit "teils-teils". Ein Fünftel zeigte sich "eher zufrieden" mit der Corona-Wirtschaftspolitik, 2 Prozent sind "sehr zufrieden".

Die Teilnehmer bezeichneten die Politik als zu langsam und unflexibel, zudem würden keine Öffnungsperspektiven entwickelt. Die Hilfen für die Unternehmen seien zu bürokratisch. Die Impfstrategie habe bisher weitgehend versagt, so das Ergebnis der Umfrage unter 177 Ökonomen. Bei der Frage, ob eine sofortige und völlige Aufhebung des Lockdowns die Zahl von Insolvenzen verringern würde, waren die Volkswirte allerdings gespalten. 43 Prozent antworteten mit "Nein", da eine sofortige Öffnung eine dritte Infektionswelle auslösen würde - mit entsprechend schlechten Auswirkungen auf die Wirtschaft (35 Prozent "Ja", 22 Prozent "Weiß nicht"). Dagegen befürwortet jeder zweite Ökonom den Vorschlag, die Schwelle der wöchentlichen Ansteckungszahl von 50 auf 35 pro 100.000 Einwohner herunterzusetzen. 41 Prozent lehnen das ab.

Positiv äußerten sich die Volkswirte zu Prämien für Hersteller, die Impfstoff zusätzlich produzieren und schnell liefern (45 Prozent: "sehr positiv", 21 Prozent: "eher positiv"). Grund sei, dass die gesellschaftlichen Kosten der Pandemie alles andere in den Schatten stellten und die Preisaufschläge im Vergleich dazu gering seien. Kritisch sehen die Ökonomen dagegen eine Vergemeinschaftung von Patenten mit Ausgleichszahlungen an die Inhaber (32 Prozent: "eher negativ", 25 Prozent "sehr negativ"). Denn Lizenzvergabe sei auch jetzt schon möglich, zugleich dürfe der Anreiz zu forschen nicht geschmälert werden.

DJG/pso/jhe

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