Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Die NfA liefert hochwertige und praxisrelevante Hintergrundinformationen, ausführliche Analysen und Bewertungen -  deutlich umfassender als in der Wirtschaftstagespresse. Im Fokus stehen die deutschen Exportbranchen mit Schwerpunkt auf Investitionsgütern

Schweiz: Große Abhängigkeit vom Warenverkehr

Erscheinungsdatum Website: 23.02.2021 15:30:03
Erscheinungsdatum Publikation: 24.02.2021

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Aus der EU kommen 70% der gesamten Einfuhren / Von Axel Simer

ZÜRICH (NfA/GTAI)--Wirtschaftliche Entwicklung ohne Freihandelsabkommen ist für die Schweiz undenkbar. Rund 80% der Warenausfuhren liefert das Land an Freihandelspartner. Und der Export ist die Basis des Wohlstandes der Schweiz. Über 60% des Bruttoinlandsproduktes, rund 700 Mrd US-Dollar, wurden 2019 durch die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen erwirtschaftet. Die stete Verbesserung des Zugangs zu ausländischen Märkten ist daher ein ausdrückliches Ziel der schweizerischen Außenwirtschaftspolitik. Zudem hat die Welthandelsorganisation, die wichtigste multilaterale Verfechterin des internationalen Freihandels, ihren Sitz in der schweizerischen Metropole Genf.

Die Schweiz verfügt - neben der EFTA-Konvention und dem Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union - gegenwärtig über ein Netz von 32 weiteren Freihandelsabkommen mit 42 Partnern. Die Abkommen werden normalerweise im Rahmen der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA abgeschlossen. Dennoch hat die Schweiz die Möglichkeit, Freihandelsabkommen auch außerhalb der EFTA abzuschließen, wie beispielsweise im Falle Japans oder Chinas.

Jüngste Abkommen wurden mit dem Vereinigten Königreich (VK) geschlossen: Die Schweiz und das VK ratifizierten im Dezember einen Handelsvertrag, das die für den Handel wichtigen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU so weit wie möglich im bilateralen Verhältnis fortführt. Ebenfalls im Dezember unterzeichneten die Schweiz und das VK zudem ein zeitlich befristetes Abkommen über die Mobilität von Dienstleistungserbringern. Dieses und eine Reihe weiterer Verträge zwischen den beiden Ländern sind am 1. Januar in Kraft getreten. Aufgrund des Austritts des VK aus der Zollunion und dem Binnenmarkt mit der Europäischen Union konnten jedoch nach dem Auslaufen der Übergangsregelung am 31. Dezember neue Zollformalitäten und weitere Einschnitte in den Handelsbeziehungen nicht verhindert werden.

Der erste Vorstoß der Schweiz war die Zollunion mit Liechtenstein, die bereits 1923 formalisiert wurde. Das bis heute wichtigste Abkommen ist zweifellos dasjenige mit der EU. 2020 gingen 52% der Schweizer Ausfuhren dorthin und fast 70% der Einfuhren kamen von dort. Kurz vor dem Abschluss stehen Verhandlungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union über ein institutionelles Rahmenabkommen, das das bestehende bilaterale Handelsabkommen ergänzen soll.

Auf sehr großes Interesse in der Industrie trifft ein Vorstoß der Berner Regierung vom November 2019: die Abschaffung aller Industriezölle. Das bedeutet konkret, alle Produkte außer Agrargüter, Futter- und Lebensmittel zollfrei einzuführen. Wertmäßig wären davon rund 95% aller Importe betroffen. Die staatlichen Einnahmeausfälle von rund einer halben Milliarde Euro pro Jahr würden, so das Hauptargument, die Produktionskosten in der Schweiz erheblich reduzieren, die Zollbürokratie verringern und auch Verbraucher profitieren lassen. In einer ersten Entscheidung hat der Nationalrat, das Schweizer Parlament, diesen Vorschlag allerdings abgelehnt.

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