Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bundesbank: Pauschalreisepreise verzerren deutsche HVPI-Inflation

Erscheinungsdatum Website: 22.02.2021 18:05:03
Erscheinungsdatum Publikation: 23.02.2021

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der unerwartet deutliche Anstieg der deutschen Verbraucherpreise im Januar war nach Darstellung der Bundesbank nahezu ausschließlich auf Sondereffekte bei den Pauschalreisepreisen zurückzuführen. Sie weist in ihrem aktuellen Monatsbericht für Februar darauf hin, dass diese Preise die am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflation noch bis zum Sommer nach oben verzerren dürfte, ehe sich der Effekt umkehrt. Aufs Gesamtjahr gesehen gebe es keinen Einfluss.

Die deutsche HVPI-Jahresveränderungsrate war im Januar von minus 0,7 Prozent auf plus 1,6 Prozent geschossen. Volkswirte hatten eine Rate von 1,4 Prozent prognostiziert, und die Deutsche Bundesbank hatte bei ihren Dezember-Projektionen ebenfalls weniger unterstellt, wie sie in ihrem Monatsbericht schreibt. "Insgesamt kann die im Vergleich zur Dezember-Projektion überraschend hohe Januar-Rate in Deutschland fast vollständig durch den Sondereffekt bei Pauschalreisen erklärt werden", schreibt die Bundesbank.

Damit wiederholt sich teilweise ein schon 2019 beobachtetes Phänomen. Folgende Faktoren tragen zum starken Anstieg dieser Komponente bei:

Wegen der Corona-Pandemie gaben die Deutschen ab Februar viel weniger Geld für Pauschalreisen aus. Eurostat verringerte das Gewicht dieses Postens im HVPI um über 2 Prozentpunkte.

Die Pauschalreisepreise nehmen von Januar bis Dezember mehr oder weniger stetig zu. Ihr monatlicher Beitrag zur Inflationsrate ändert sich erheblich.

Der HVPI ist ein Kettenindex mit Verkettung über den Dezember.

Der Preisanstieg von Januar bis Dezember 2020 ging in die Inflationsrate mit einem hohen Gewicht ein, der Preisrückgang ab Januar dagegen mit einem viel niedrigeren. Diese Entwicklung dürfte sich bis zur Jahresmitte fortsetzen und ab da umkehren. "Im Jahresmittel werden sich die Sondereffekte vom Jahresanfang und von der Jahresmitte beinahe ausgleichen, sodass die Prognose für die durchschnittliche Inflationsrate im Jahr 2021 durch die Gewichtsanpassung letztlich unberührt bleibt", schreibt die Bundesbank.

Sie fordert die europäische Statistikbehörde Eurostat auf, künftig zeitnäher über Gewichtsveränderungen im HVPI zu informieren - vor allem mit Blick auf die Anfang 2022 zu erwartende umgekehrte Entwicklung.

DJG/hab/kla

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