Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Es droht eine Insolvenzwelle
Erscheinungsdatum Website: 15.02.2021 14:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 16.02.2021
Geringere Risiken im Automobilsektor / Von Gunther Schilling, ExportManager Online
FRANKFURT (NfA)--Im Coronajahr 2020 erlebte die Weltwirtschaft trotz starker Einbußen einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen. Weltweit sanken sie nach Angaben des französischen Kreditversicherers Coface um 12%, in der Eurozone betrug der Rückgang sogar 22%. Verantwortlich für diese ungewöhnliche Entwicklung waren staatliche Unterstützungspläne, schreiben die Volkswirte von Coface in ihrem vierteljährlichen Risikobarometer. Die Fortführung dieser Maßnahmen dürfte vielen Unternehmen auch 2021 das Überleben ermöglichen.
Trotz der Auswirkungen dieser verschiedenen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen geht Coface jedoch davon aus, dass der 2020 beobachtete Schock 2022 zu einem Anstieg der Insolvenzen führen wird. In Spanien und Frankreich ist vor allem der Tourismus betroffen. Dort nehmen die Insolvenzen nach Einschätzung des Kreditversicherers um 57 beziehungsweise 56% zu. Insgesamt dürften die Zahlen in Spanien um 16 und in Frankreich um 13% im Vergleich zu 2019 steigen. In Italien rechnet Coface mit einem Plus von 9% und in Deutschland mit einem Anstieg um 6%.
Die aktuellen Prognosen des französischen Kreditversicherers sehen vor allem in Ländern mit schnellen Impffortschritten gute Wachstumschancen. In Entwicklungsländern, die nur langsam mit dem Impfen beginnen, dürfte die Erholung länger dauern. Ein Jahr nach dem Beginn der Corona-Pandemie und der größten globalen Rezession seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs schätzt Coface, dass das Weltwirtschaftswachstum 2021 durchschnittlich 4,3% erreichen könnte, während das Welthandelsvolumen um 6,7% zunehmen dürfte (nach minus 5,2 im vorigen Jahr).
Diese Projektionen gehen davon aus, dass die großen reifen Volkswirtschaften in der Lage sind, bis zum Sommer mindestens 60% ihrer Bevölkerung zu impfen. Die daraus resultierende Herdenimmunität könnte in der Tat das Ende der Stop-and-Go-Zyklen markieren, die für die Wirtschaftstätigkeit schädlich sind. Die Volkswirte von Coface weisen in ihrem jüngsten Risikobarometer auf eine ungleichmäßige Erholung in den einzelnen Ländern, Branchen und Haushalten unterschiedlicher Einkommensgruppen hin.
Unter den bewerteten Branchen werden vor allem dem Automobilsektor Verbesserungen seiner Wirtschaftslage und damit eine Verringerung der Risiken zugetraut. Weitere Sektoren mit positiver Einschätzung sind die Bau- als auch die Chemiebranche. Dagegen sind die Dienstleistungsbereiche stark von der Pandemie betroffen. Der Transportsektor wurde von Coface deutlich riskanter eingestuft als vor drei Monaten.