Märkte der Welt

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Keine schnelle Lösung für Chipmangel in Autobranche

Erscheinungsdatum Website: 10.02.2021 14:35:07
Erscheinungsdatum Publikation: 11.02.2021

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/ Von Dan Gallagher

LONDON (Dow Jones)--Der Produktionsengpass, der den Markt für Automobilchips aktuell plagt, ist eine Kombination aus neuen und alten Problemen, von denen keines einfach gelöst werden kann. Ford Motor war vergangene Woche der letzte Autohersteller, der die Auswirkungen zu spüren bekam. Das Unternehmen teilte mit, die Produktion im ersten Quartal wegen des Chipmangels um bis zu 20% zu kürzen. Der Rivale General Motors hatte einen Tag zuvor angekündigt, die Produktion in den nordamerikanischen Werken aus dem gleichen Grund zu drosseln. Volkswagen hatte bereits im Dezember vor dem Problem gewarnt, das sich auf alle Automobilhersteller auswirkt.

Hintergrund der Probleme sind Entscheidungen, die sowohl in jüngster Vergangenheit als auch in der Ferne liegen. Ein plötzlicher Einbruch der Verkaufszahlen veranlasste die Autohersteller, die Bestellungen von Komponenten zu Beginn der Pandemie zu reduzieren. Dann erholte sich die Nachfrage zu einem unglücklichen Zeitpunkt, als die Chiphersteller an der Kapazitätsgrenze arbeiteten, um Komponenten für stark nachgefragte und hochpreisige Produkte wie die neueste Generation von iPhones und Rechenzentren zu produzieren.

Der Branchenriese TSMC erklärte anlässlich der Quartalsmitteilung im Januar, dass der Automobilmarkt nur 3% seines Umsatzes im vierten Quartal ausmachte, verglichen mit 51% für Smartphones und 31% für Hochleistungs-Computerchips. TSMC teilte in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen auch mit, dass die Verbesserung der Produktion von Auto-Chips nun die "Top-Priorität" sei. Aber die harte Realität ist, dass Autohersteller mit anderen Kunden, die einen viel höheren Ertrag generieren, um Produktionsfläche konkurrieren müssen.

Der Aufbau von neuen Halbleiterfabriken dauert in der Regel mehr als zwei Jahre. Die rasant steigenden Kosten für deren Bau und Ausstattung haben zudem dazu geführt, dass immer mehr Chiphersteller ihre Produktion auslagern. Renesas, NXP und Infineon-Cypress, die zusammen fast 80% des Automobil-Marktes ausmachen, nutzen allesamt TSMC für einen Teil ihrer Produktion. Die taiwanesische Firma produziert aktuell etwa 70% der Mikrocontroller-Einheiten, die in den Autos auf der ganzen Welt verwendet werden, schätzt Phil Amsrud von IHS Markit.

Der Engpass wird sich wohl irgendwann von selbst lösen. Experte Amsrud sagt voraus, dass sich die Situation allerdings nicht vor dem dritten Quartal dieses Jahres oder sogar noch später verbessern wird. Längerfristig könnte die Knappheit einige Chip-Unternehmen dazu veranlassen, ihre Outsourcing-Praktiken zu überdenken.

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