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EZB: Corona-Pandemie erhöht Risiken für Finanzstabilität

Erscheinungsdatum Website: 27.11.2020 16:25:03
Erscheinungsdatum Publikation: 30.11.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Corona-Pandemie erhöht nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) die Risiken für die Finanzstabilität im Euroraum. In ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht weist die EZB auf ein ganzes Bündel an Risiken der verschiedenen Sektoren und Akteure des Finanzmarkts hin, die letzten Endes alle von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Je schwächer das Wachstum, desto höher ist die Gefahr, dass es an den Anleihe-, Aktien- und Immobilienmärkten zu einer Korrektur kommt, die die Stabilität der Banken gefährden könnte.

"Aktien- und Anleihemärkte scheinen zunehmend abhängig von und anfällig für Änderungen der Benchmarkzinskurve, und Investoren könnten ihre Beurteilung der Asset-Bewertungen rasch ändern, wenn die Pandemie zu eine schwächeren Wirtschaftsentwicklung führen sollte", heißt es in dem Bericht. Auch hat sich das Korrekturrisiko laut EZB an den Wohnimmobilienmärkten erhöht. "Anzeichen für eine Überbewertung gibt es nahezu überall im Euroraum", warnt sie.

Bei den Gewerbeimmobilien zeichnet sich laut EZB ein etwas differenziertes Bild ab. Während sich die Preise in Deutschland fast vollständig erholt hätten, lägen sie in Spanien, Italien und Frankreich noch auf Krisenniveau. Ursache sei vor allem eine schwächere Nachfrage nach Büro- und Einzelhandelsflächen.

Die Banken des Euroraums wappnen sich nach dem Eindruck der EZB gegen das Risiko von Kreditausfällen vor allem von Unternehmensseite nicht so stark, wie sie das in früheren Krisen getan haben. Laut EZB könnte das an den außerordentlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Krise von staatlicher Seite liegen. Sollte sich die Wirtschaft langsamer als erwartet erholen oder sollten die Kreditgarantien voreilig gestrichen werden, könnte das im Zusammenwirken mit größeren Problemen bei Unternehmen zu höheren Rückstellungen und geringeren Bankgewinnen führen, warnt die EZB.

Sorge macht sich die EZB vor allem um den Willen und die Fähigkeit der Banken, Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben. Sie hält es für möglich, dass die Banken ihre Kapitalpuffer nicht abzuschmelzen bereits sind, ohne zugleich die Kreditvergabe zu reduzieren. "Sollten sich hier Probleme zeigen oder sollte sich die Wirtschaftslage deutlich verschlechtern, könnten weitere Maßnahmen notwendig werden", schreibt die EZB. Sie fordert Notfallpläne, um die Nutzung der Kapitalpuffer zu ermöglichen. Auch sollte geprüft werden, ob falls erforderlich weitere Puffer freigesetzt werden könnten.

DJG/hab/jhe/30.11.2020

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