Euro Intern

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EU will Stellung als zweite globale Weltraummacht verteidigen

Erscheinungsdatum Website: 20.11.2020 18:50:04
Erscheinungsdatum Publikation: 23.11.2020

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BERLIN (Dow Jones)--Die Europäische Union will ihre Stellung als zweite globale Weltraummacht stärken und drängt auf klarere internationale Regeln im All. "Europa muss ein Hub für die Innovation in der Raumfahrt werden", sagte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton zu Beginn des zehnten Weltraumrats der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Dazu sei "eine richtige europäische Strategie für den Zugang zum Weltall" nötig. Er appellierte dazu insbesondere an die für Raumfahrt zuständigen EU-Ministern, die sich am Freitag im Rahmen einer Videokonferenz berieten.

Konkret müsse dafür das europäische Satellitennavigationssystem Galileo und das ESA-Erdbeobachtungsnetz Copernicus gestärkt und mit neuen Technologien ausgestattet werden. Die EU strebt aber auch neue Projekte wie etwa Satelliten für die Allgemeinheit, das Internet oder die Kommunikation an, so Breton. "Dafür werden wir ein angemessenes Budget haben." Konkrete Summen nannte er nicht.

Altmaier: Von globaler Weltraumwirtschaft profitieren

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) betonte, er sei "entschlossen, in den nächsten Wochen und Monaten wichtige Akzente in dieser Richtung mit zu setzen". Europa wolle an der globalen Weltraumwirtschaft "teilnehmen und auch von ihr profitieren". Wichtig seien dabei faire Bedingungen auf den internationalen Märkten. "Deshalb wollen wir die Spielregeln aktiv mitgestalten", so Altmaier.

Tatsächlich kämpfte die europäische Raumfahrt zuletzt mit Rückschlägen. Am Dienstagmorgen stürzte vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana eine Vega-Rakete kurz nach dem Start ab. Es war der zweite Fehlstart des Betreibers Arianespace seit Sommer vergangenen Jahres. Die Esa fordert zudem rund 200 Millionen Euro für die Ariane-Group, um coronabedingte Verzögerungen ihres Programms abzufedern.

Esa-General setzt auf Privatwirtschaft

Esa-Generaldirektor Jan Wörner sprach mit Blick auf Weltraummächte wie die USA, China und Indien von einem "harten Wettbewerb" im Weltall. Helfen könne in der Lage auch die sogenannte New-Space-Privatwirtschaft. Sie sei charakterisiert durch Kostenreduzierung, Kommerzialisierung und neue Märkte. "Genau das brauchen wir." Die Covid-19-Krise biete trotz ihrer schrecklichen Bedrohung neue Möglichkeiten für einen digitalen Wandel, die "einen neuen Anstoß für die Weltraumwirtschaft" bieten könnten, so der Esa-General. In dieser Woche hatte etwa das von Tesla-Chef Elon Musk gegründete Unternehmen SpaceX für Schlagzeilen gesorgt, als dessen Transporter erfolgreich an der Internationalen Raumstation ISS andockte.

Ein wichtiges Thema der Ministerberatungen war auch die Vermeidung von Weltraummüll. Da immer mehr Nationen und Privatleute Satelliten ins All befördern, ist der Platz im Orbit knapp geworden. Die Esa arbeite bereits an dem Thema, betonte Wörner. "Wir sind in Europa auch bereit, koordinierter zusammenzuarbeiten mit den Nationen, die auch Satelliten und andere in den Welt geben."

Dazu erhoffen sich die für Raumfahrt-Minister gemeinsame Prinzipien weltweit. "Wir wollen einen europäischen Fußabdruck für die Regeln für die Weltraumwirtschaft", erklärte der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU) nach Ende der Beratungen. Auch, um faire Wettbewerbsbedingungen zu erreichen, brauche es einen gemeinsamen, multilateralen Ansatz in der globalen Politik. Zudem sei es wichtig, "das internationale Weltraumgesetz zu modernisieren", so Jarzombek. "Darauf haben wir uns eingelassen". Vereinbart wurde demnach eine gemeinsame Erklärung.

DJG/pso/raz

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