Maschinen & Fahrzeuge

"Maschinen & Fahrzeuge" - Schon am Vorabend wissen Sie, was am nächsten Morgen die Branche bewegt 

Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

BMW und VDA beklagen unzureichende Ladeinfrastruktur für E-Autos

Erscheinungsdatum Website: 19.11.2020 15:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 20.11.2020

zurück zur Übersicht

BERLIN (Dow Jones)--Die Automobilwirtschaft sieht sich technologisch gut gerüstet für eine steigende Nachfrage nach Elektroautos, allerdings fehlt in ihren Augen noch immer eine umfangreiche Ausstattung mit Ladestationen. Nur so könne der Mobilitätswechsel hin zur Elektrotechnik beim Kunden ausreichend attraktiv gemacht werden, erklärten BMW-Chef Oliver Zipse und die VDA-Präsidentin Hildegard Müller nach dem Automobilgipfel mit der Bundesregierung.

Innerhalb eines Jahres sei es "extrem gut gelungen", Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu machen, so Zipse zu den Zielen des Autogipfels. "Es ist gar keine Frage der Automobilhersteller mehr, ob die ein Angebot haben, sondern kann für den Hochlauf die Infrastruktur schnell genug wachsen", sagte der BMW-Chef am Mittwoch auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung. "Das hat man in China gemerkt, und das merken wir jetzt gerade auch in Deutschland, dass das die nächste Hürde ist, die es zu bewältigen gilt. Und so lange das so ist, ist man sehr, sehr gut beraten, keine dieser Technologien abzuschalten."

Wenn man 10 Millionen Elektroautos auf dem Markt haben wolle, dann müssten innerhalb der nächsten zehn Jahre pro Jahr eine Million Ladestationen in Deutschland geschaffen werden, damit das überhaupt funktionieren könne. Wenn es gelinge, dies zu tun, werde BMW den Kundenwünschen einfach folgen, so Zipse.

Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Müller sagte, dass ihre Industrie sich den Pariser Klimaschutzzielen und dem Ziel der Klimaneutralität 2050 verpflichtet fühle und am Hochlauf der Elektromobilität arbeite. Aber das "Henne-und-Ei"-Problem der Ladeinfrastruktur müsse gelöst werden.

"Wir leisten da, was wir können. Hinzu kommt aber, dass wir einen ganz großen Bedarf an einer verbesserten Ladeinfrastruktur haben, damit die Menschen auch Vertrauen in die Fähigkeit bekommen, sich mit ihrem Auto überall bewegen zu können", so Müller. "Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf. Die Zahlen hinken weit hinter den ursprünglichen Ausbauplänen her."

Der BMW-Chef betonte, dass der Zeitpunkt für das Ende des Verbrennermotors daher noch nicht gekommen sei. Sein Unternehmen verteidige nicht diese Antriebstechnologie, sondern man reagiere auf Kundenwünsche.

Zipse und Müller mahnten daher die Europäische Kommission, bei ihren geplanten neuen Abgas-Grenzwerten Euro 7 die Realität im Auge zu haben. Müller sprach von einem Verbot von Verbrennern "durch die Hintertür", und zeigte sich vom Autogipfel erleichtert, bei dem sich die Bundesregierung zur Technologieoffenheit und damit auch Zukunft des Verbrenners bekannt hatte.

Zipse betonte, dass die klimapolitischen Konsequenzen solch strenger Grenzwerte nicht zu Ende gedacht worden seien. "Wenn Sie sehr frühzeitig den Verbrenner verbieten, was wird dann passieren mit den Menschen, die keine Ladestation haben? Die werden ihr altes Auto einfach weiter fahren. Und das ist, was wir alle, glaube ich, nicht beabsichtigen", so der BMW-Chef.

Bei dem Autogipfel am Dienstagabend hat die Bundesregierung die Kaufpreisprämie für Elektroautos bis 2025 verlängert, die auch Plug-in-Hybriden zugutekommen soll, die sowohl einen Elektroantrieb als auch einen Verbrennermotor haben.

ma

zurück zur Übersicht