Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Handelskrieg und Corona verändern globale Lieferketten
Erscheinungsdatum Website: 15.10.2020 14:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 16.10.2020
Chinas Bedeutung könnte geringer werden / Von Bernhard Schaaf
BONN (NfA/GTAI)--Die Vereinigten Staaten sind und bleiben der größte Nachfrager der Welt. Rund 13,3% der globalen Einfuhren im Wert von 2,6 Bill US-Dollar entfielen 2019 auf dieses Land, so dass sich eine Analyse der US-Importe immer lohnt. Im Vergleich dazu betrug Chinas Anteil 10,5%.
Mitte 2018 hatte US-Präsident Trump den Handelskrieg mit der Volksrepublik ausgerufen ? unter anderem, um das wachsende Bilanzdefizit mit dem Reich der Mitte unter Kontrolle zu bekommen. Dies scheint ihm einigermaßen gelungen zu sein. So ging der Negativsaldo im Handel mit China im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zu 2018 nach Angaben des US Department of Commerce um 56 Mrd Dollar oder 28,6% auf "nur" noch 140 Mrd Dollar zurück.
Die gesamten US-Importe lagen im ersten Halbjahr 2020 um 12,3% unter denen des Vergleichszeitraums 2018. Allerdings zeigen sich die Rückgänge in ganz unterschiedlichem Ausmaß. Während die Auslandsbezüge aus China im selben Zeitraum um 26,9% abstürzten, konnten Südkorea (plus 3,8%), Taiwan (27,8) und vor allem Vietnam (44,7) zum Teil außerordentlich zulegen. Allein die Importe aus der ASEAN-Region wuchsen innerhalb von zwei Jahren um 17 Mrd Dollar, während die Einfuhr aus China um 70 Mrd Dollar schrumpfte.
Dabei wurde das Reich der Mitte in nahezu allen Branchen stark getroffen. So gingen die dortigen US-Bezüge von Elektronik in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zu 2018 um 35,8% zurück, während Taiwan (plus 70,7%) und vor allem Vietnam (91,9) außerordentlich stark zulegen konnten. Ähnlich war auch die Situation bei den Importen von Bekleidung. Während die Einfuhr aus China im gleichen Zeitraum um 39,3% einbrach, konnte insbesondere Kambodscha (plus 17,1%) profitieren. Auch bei Schuhen zeigte sich dasselbe Muster: Chinesische Lieferungen in die Vereinigten Staaten nahmen um 38,5% ab, wohingegen Kambodscha ein Plus von 66,4% vorweisen konnte.
Aufschlussreich ist auch der US-Bezug von High-Tech-Erzeugnissen. In diesem Sektor fand schon seit 2018 eine Verlagerung der Lieferketten statt. So gingen die US-High-Tech-Importe aus China im betrachteten Zweijahreszeitraum um 30,8% zurück, während die zehn ASEAN-Staaten (plus 20,7%), darunter insbesondere Vietnam (119,9), ein starkes Wachstum verzeichneten. Auch Taiwan profilierte sich in diesem Sektor mit einem Plus von 67,4%, während Deutschland nur marginal zulegen konnte.