Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Indien: Es besteht noch Luft nach oben
Erscheinungsdatum Website: 14.10.2020 15:35:04
Erscheinungsdatum Publikation: 15.10.2020
Studie zeigt Wachstumschancen im Warenverkehr mit Deutschland auf
FRANKFURT (NfA)--Deutsche Unternehmen könnten ihre Exporte nach Indien jährlich um rund 759 Mio US-Dollar steigern und so das Wirtschaftswachstum beider Länder in der Zeit nach Corona ankurbeln. Das geht aus dem Standard Chartered Trade Opportunity Report hervor, den die Bank veröffentlicht hat. Demnach könnten indische Exporteure ihrerseits den Handel mit Deutschland um geschätzte 2,6 Mrd Dollar steigern, was insgesamt ein Handelspotenzial zwischen beiden Ländern von umgerechnet 3,3 Mrd Euro freisetzen würde.
Der Trade Opportunity Report zeigt hohe Exportpotenziale für Waren oder Dienstleistungen auf, für die Unternehmen an den Grenzen ihres Heimatmarktes einen Mehrwert erzielen. Während sich die Märkte von den Auswirkungen von Corona zu erholen versuchen, sieht die Studie den globalen Handel als einen wichtigen Motor für Wohlstand und definiert die Branchen mit den größten Exportwachstumschancen.
In Deutschland steht der organische Chemiesektor beim Handel mit Indien mit einem Steigerungspotenzial um rund 234 Mio Dollar an oberster Stelle. Dies entspräche einer Steigerung von 45% gegenüber den tatsächlichen Exporten. Organische Chemikalien waren 2019 der fünftgrößte Import Indiens, wobei die Käufe ab 2018 um 4% stiegen. Die größte Kategorie waren zyklische Kohlenwasserstoffe (zu denen Benzol gehört, das in großem Umfang als Brennstoff und industrielles Lösungsmittel verwendet wird) mit einem Gesamtimportwert von 2,3 Mrd Dollar.
Weitere Branchen mit erheblichem Potenzial im Handel mit Indien sind Büroverwaltungs- und Back Office-Dienstleistungen, Unterkunft und Verpflegung, Groß- und Einzelhandel sowie Bildung.
"Der Handelskorridor Indien-Deutschland ist bereits stark und erfolgreich, aber es gibt immer noch Bereiche, in denen große Möglichkeiten schlummern. Die Exporte organischer Chemikalien nach Indien zu erhöhen, ist eine der großen Chancen. Für den indischen Dienstleistungssektor besteht ebenfalls erhebliches Potenzial?, sagte Heinz Hilger, CEO der Standard Chartered Bank in Frankfurt. "Die indische und deutsche Regierung haben ihr Interesse an einer Ausweitung des Handels zwischen den beiden Ländern bekundet. Unsere Studie zeigt, welche Möglichkeiten der Abbau von Hemmnissen für Unternehmen auf beiden Seiten freisetzen könnte.?
Die Europäische Union ist der größte Handelspartner Indiens, auf den 2018 mit 92 Mrd Euro 13% des gesamten indischen Handels entfielen. Seit 2008 ist der Handel mit Waren zwischen Indien und der EU um 72% gestiegen, der Handel mit Dienstleistungen stieg auf 37 Mrd. Mehr als 6.000 EU-Unternehmen sind in Indien vertreten und schaffen direkt und indirekt 5,7 Mio Arbeitsplätze. Die Partner versuchen seit 2007 ein Freihandelsabkommen zu vereinbaren. Die Gespräche wurden 2013 ausgesetzt.
Laut der Studie belaufen sich die Handelspotenziale zwischen Indien und den 10 wichtigsten Handelspartnern auf insgesamt schätzungsweise 38 Mrd Dollar jährlich. Dabei beläuft sich das Exportpotenzial nach Indien auf 21 Mrd Dollar und in die andere Richtung auf 17 Mrd.