Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bundesbank: Müssen uns auf steigende Insolvenzzahlen einstellen

Erscheinungsdatum Website: 13.10.2020 22:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 14.10.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschlands Bankensystem hat die Corona-Krise nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank bisher gut gemeistert, muss sich nun aber - gemeinsam mit anderen relevanten Akteuren - auf zunehmende Unternehmensinsolvenzen einstellen. "Der Schlüssel zu einer guten Vorbereitung auf steigende Insolvenzen liegt für Banken, Politik und öffentliche Verwaltung darin, ausreichende administrative Kapazitäten zu schaffen, erfahrenes Personal bereitzustellen und die Vereinfachung von Insolvenzverfahren zu prüfen", heißt es im aktuellen Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland hat sich in der Corona-Krise aufgrund gesetzlicher Sonderregelungen nicht erhöht, sondern verringert. Deshalb wurden die Banken bisher auch nicht mit neuen notleidenden Krediten konfrontiert. Doch das dürfte sich laut Bundesbank ändern. "Künftig dürften die Zahl der Insolvenzen und Marktaustritte von Unternehmen jedoch zunehmen", heißt es in dem Bericht.

Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch sagte, die Bundesbank prognostiziere für das erste Quartal nächsten Jahres 6.000 Insolvenzen. "Das wären weniger als in der globalen Finanzkrise oder Anfang der 2000er Jahre", sagte sie bei der Vorstellung des Berichts. Relativ gesehen dürfte der Anstieg im verarbeitenden Gewerbe stärker ausfallen, von der Zahl der Insolvenzen her aber bei den Dienstleistungen.

Verliefen diese Anpassungen ähnlich wie in der Vergangenheit, dürfte dies für die Banken verkraftbar sein. "Es sind aber auch Szenarien möglich, in denen Insolvenzen und die damit verbundenen Kreditausfälle unerwartet stark steigen", warnt die Bundesbank. Dies würde die Kapitalquoten der Banken belasten. Die Banken könnten dann ihre Kreditvergabe einschränken, um die vom Markt und der Aufsicht geforderten Eigenkapitalquoten einzuhalten.

Dadurch würde aber die wirtschaftliche Erholung gebremst oder ein Wirtschaftseinbruch verschärft. "Banken sollten ihre vorhandenen Kapitalpuffer nutzen, um weiterhin angemessen Kredite zu vergeben", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch. Die Puffer seien präventiv in guten Zeiten aufgebaut worden, damit sie in Krisenzeiten genutzt werden könnten. Diesen Spielraum hätten die seit der globalen Finanzkrise umgesetzten aufsichtlichen Reformen geschaffen.

Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling forderte die Banken auf, weiterhin ihre Aufgabe zu erfüllen: "Gute von schlechten Risiken zu unterscheiden - und Kredite an gute Kreditnehmer auch zu vergeben", wie er sagte.

DJG/hab

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